Bunte Flecken auf braunem Panier

Beim Festival für Toleranz in Mecklenburgs rechtestem Nest

  • Velten Schäfer, Jamel
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Jamel bei Wismar gilt als Hochburg von militanten Neonazis und NPD. Ausgerechnet in dem 40-Seelen-Weiler haben sich Birgit und Horst Lohmeyer aus dem Hamburger Szenekiez St. Pauli angesiedelt. Inzwischen veranstalten sie jeden Jahr ein kleines, alternatives Rockfestival.

Rock 'n' Roll a.A.d.W: Im Garten des Forsthauses Jamel findet seit Jahren ein Festival »für Demokratie und Toleranz« statt.
Rock 'n' Roll a.A.d.W: Im Garten des Forsthauses Jamel findet seit Jahren ein Festival »für Demokratie und Toleranz« statt.

Man sollte nicht allem glauben, was man in Jamel liest. Zum Beispiel nicht dem nagelneuen Holzschild, das gleich am Eingang des kleinen Weilers nahe Wismar den Weg zum Strand weist. »Ostsee 7 Kilometer« steht darauf in germanisch gemeinten Lettern. Doch in Wirklichkeit ist es viel weiter bis zum Meer – und der kürzeste Weg führt durch das Dorf und den dahinter liegenden Wald. »Das haben die Nachbarn aufgehängt«, lacht Birgit Lohmeyer. »Die wollen nicht, dass Fremde durchs Dorf gehen.«

Die lebendige Frau Anfang 50 sitzt auf einem Campingstuhl vor dem Eingang zu ihrem Grundstück. Neben ihr steht eine Handvoll muskulöser, schwarzgewandeter Männer im Schrankformat. Sie tragen weiße Ordnerbinden. Hinter ihr sieht man die ehemalige Scheune des 1886 erbauten Forsthauses von Jamel, davor stehen Zelte. Untermalt wird die ländliche Szene von derben Gitarrenriffs, die das Zirpen von tausenden Grillen nur noch erahnen lassen. Es ist Samstag,...


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