In Warschau fehlt's an Mut zur Wahrheit
Polens Heilige Kühe sind die Werften
Über Polens Schiffsbaubetriebe in Szczecin, Gdynia und Gdansk schwebt seit zwei Jahrzehnten der Pleitegeier, und keine der 13 Regierungen seit 1989 war geneigt, dies ernsthaft auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Trotz Kapitalismus ...
Die Werften, insbesondere die ehemalige Lenin-Werft in Gdansk, sind so etwas wie Heilige Kühe: Dort stand schließlich »die Wiege der Solidarnosc«, dort »hat alles begonnen« – die Auflehnung gegen den »Totalitarismus«, der Kampf für die vermeintlich bessere Gesellschaftsordnung und das freie Polen. Es war und bleibt diese politisch-ideologische Motivation, die Polens Regierende veranlasst, die Grundsätze der »freien Markwirtschaft«, die der einstige Finanzminister Leszek Balcerowicz und seine neoliberalen Nachfolger erbarmungslos auf tausende Betriebe anwandten, in Bezug auf den Schiffbau nicht gelten zu lassen.
Wie viele Sanierungsversuche inzwischen unternommen wurden, wie viele Milliarden an Steuergeldern zur Rettung des Schiffbaus ausgegeben wurden, wie oft endgültige Insolvenzen durch Teilprivatisierungen verschoben wurden, das weiß heute wohl niemand mehr genau zu sagen. Es war immer die harte Front der »Solidarnosc«, die zul...
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