Nachbar Türkei hält sich zurück

Für Ankara sind gute Beziehungen wichtig

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Die Türkei war das erste Land, das Mahmud Ahmadinedschad zu seiner Wiederwahl am 12. Juni gratulierte. Die folgenden Proteste gegen die Wahl und deren blutige Niederschlagung waren für die gemäßigt islamische Regierung in Ankara kein Thema.

Es liegt ganz auf der Linie der türkischen Außenpolitik, gerade mit Kräften und Regierungen in der Region, die dem Westen Probleme machen, gute Beziehungen zu unterhalten, um gegebenenfalls vermittelnd auftreten zu können. Das ist auch für die regionalen Beziehungen gut, schließlich ist Iran ein wichtiger Nachbar der Türkei. Es gibt sogar einen gemeinsamen Feind, die Arbeiterpartei Kurdistans, deren iranischer Ableger, die Partei für ein Freies Leben in Kurdistan, gegen Teheran kämpft.

Viele Türken glauben ohnehin, dass die Berichte westlicher Medien über die Proteste gegen Ahmadinedschad übertrieben sind. Wenn nicht Manipulation unterstellt wird, so meinen doch viele, dass westliche Medien zu sehr auf die wohlhabende Mittelschicht in Teheran konzentriert sind. Man traut Ahmadinedschad den Wahlsieg einfach eher zu als den Reformern. Dabei ist völlig in Vergessenheit geraten, dass die gleiche Reformbewegung unter Präsident Mohammad Khatami die Konservativen schon einmal an den Urnen schlagen konnte, und zwar mit Mehrheiten nahe 80 Prozent.

Die Bilder vom Tod der Iranerin Neda Agha Soltan haben allerdings auch die Türkei bewegt. Kritische Stimmen über die Regierung in Teheran sind nach dem Tod der jungen Frau lauter geworden. Doch sobald es zur leisesten Krise zwischen Iran und den USA kommt, wird sich die Mehrheit der Türken mit ihren Herzen auf die Seite der Iraner schlagen. In diesem Falle ist es vielen gleichgültig, wie der Präsident Irans heißt und wie er gewählt wurde. J. K.

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