Nur Hleb denkt schon an Barcelona

Stuttgart mit einem Bein in Champions League

  • Thomas Häberlein, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Flugpläne nach Madrid, Mailand oder Manchester könnten schon mal bereitgelegt werden. Doch als die Reisegruppe des VfB Stuttgart am Mittwoch am Flughafen Echterdingen einschwebte, wollte sich Markus Babbel noch immer nicht mit der Champions League beschäftigen. »Das ist eine gute Ausgangsposition, aber auch nicht mehr«, betonte der Trainer nach dem 2:0 beim rumänischen Vizemeister FC Timisoara im Hinspiel um den Einzug in die Königsklasse. »Wir haben«, ergänzte er drastisch, »schon die Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.«

Die prall gefüllten Geldsäcke stehen zum Abholen bereit, doch keiner beim VfB Stuttgart will sich vor dem Rückspiel am 26. August zu sicher fühlen. Auch nicht, wenn Augenzeuge Franz Beckenbauer sagt: »Das lassen sich die Stuttgarter nicht mehr nehmen. Da muss schon eine große Katastrophe passieren, aber das passiert nicht.«

Auch Horst Heldt mühte sich nach Kräften, den Sieg nicht als Freifahrtschein in die Champions League zu interpretieren. »Wir wären wahnsinnig, wenn wir so eine Einstellung hätten«, und nein, »das ist nicht die halbe Miete, das ist nur eine gute Ausgangsposition«, erklärte der Sportvorstand.

Nur einer scherte aus: Die Gedanken von Alexander Hleb jedenfalls gehen schon über das Rückspiel hinaus. »Wir müssen noch viel besser werden«, sagte der Mann aus Belarus über die engagierte und konzentrierte Leistung der Stuttgarter in Westrumänien. »Das reicht für die Qualifikation, aber nicht für die Gruppenphase. Auf diesem Niveau muss man cleverer sein, den Ball länger halten, spielen wie Arsenal oder Barcelona«, erläuterte er. Hleb hat den Vergleich: Er hat schon bei beiden von ihm genannten Klubs gespielt.

Die Ansprüche von Hleb sind hoch, er setzt allerdings auch Maßstäbe. Sein brillantes Solo vor dem 2:0, als er zunächst vier Gegenspieler stehen ließ wie unbewegliche Slalomstangen und anschließend noch den Torhüter verlud, sorgte für schiere Verzückung. »Absolute Weltklasse«, lobte Beckenbauer, »zum Zungenschnalzen«, sagte Kapitän Hitzlsperger. »Ich freue mich, dass ich das mit ansehen konnte«, meinte Heldt, der Hleb für 2 Millionen Euro für ein Jahr von Barcelona ausgeliehen hat. Der Transfer von Hleb ist mehr noch als die Verpflichtung des Russen Pawel Pogrebnjak womöglich der entscheidende Coup, der dem VfB gelungen ist. »Er hat so viel Qualität, dass er uns alle besser macht«, betont Kapitän Hitzlsperger.

Noch ist Hleb konditionell nicht fit, »aber durch seine Präsenz auf dem Platz gibt er uns natürlich viel Sicherheit«, sagt Babbel. »Wenn er mal bei 100 Prozent ist«, prophezeit Heldt, »wird er uns noch mehr helfen.« Denn: »Es geht immer noch besser, und es muss auch noch besser gehen.« Vor allem, wenn sich der VfB in der Champions League etablieren will.

FC Timisoara: Pantilimon - Éder Bonfim, Nibombe, Cisovsky, Artavazd Karamyan (77. Latovlevici) - Scutaru (46. Borbely), Alexa - Stancu, Arman Karamyan - Bucur, Magera (69. Ionescu).

VfB Stuttgart: Lehmann - Celozzi, Tasci, Delpierre, Magnin – Khedira, Hitzlsperger, Gebhart (86. Rudy), Hleb (60. Elson) - Pogrebnjak (77. Schieber), Marica

Tore: 0:1 Gebhart (28./Foulelfmeter), 0:2 Hleb (30.)

Weitere Ergebnisse: Sheriff Tiraspol/Moldawien - Olympiakos Piräus 0:2 (0:0), FC Kopenhagen - APOEL Nikosia 1:0 (0:0), Celtic Glasgow - FC Arsenal 0:2 (0:1), Sporting Lissabon - AC Florenz 2:2 (0:1).

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