Kein dummer Hund

Forscher testen Fähigkeiten von Waldi & Co.

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Intelligenz von Mensch und Hund miteinander zu vergleichen, ist zweifellos ein schwieriges Unterfangen. Man könnte allerdings einfach prüfen, welche Fähigkeiten Hunde in einer speziellen Situation entfalten. Zum Beispiel: Wie viele Gesten prägen sie sich ein? Wie schnell finden sie einen Gegenstand wieder? Der kanadische Psychologe Stanley Coren hat nun einen Großteil der hierzu durchgeführten Experimente ausgewertet und ist dabei zu überraschenden Erkenntnissen gelangt.

»Hunde sind dem Menschen ähnlicher als gedacht«, erklärte Coren auf der Jahresversammlung der American Psychological Association in Toronto. Denn Hunde können nicht nur etwa 165 Wörter unterscheiden, sie können sogar zählen. Zumindest bis fünf. Und sie bemerken im Experiment einfache Fehler in Rechnungen wie 1+1=3 oder 1+1=1. Darüber hinaus finden sie den kürzesten Weg zu einem bestimmten Ziel. Sie können Mechanismen wie Riegel oder Schalter bedienen und verstehen die Bedeutung von Symbolen. Allerdings sind nicht alle Hunde gleich begabt. Am besten schneidet bei der Lösung solcher Aufgaben der Border Collie ab, gefolgt von Pudel und Deutschem Schäferhund. Im Vergleich dazu fallen die Leistungen der Dobermänner und Golden Retriever etwas ab.

In Experimenten konnten sich die Tiere eine Belohnung sichern. Sie zeigten dann häufig ein Verhalten, das sich nur erklären lässt, wenn man ihnen eine gewisse Planungsfähigkeit zugesteht. Manche entwickelten sogar Strategien, um Artgenossen oder Menschen zu täuschen. Coren ist überzeugt, dass Hunde über eine einfache Art von Selbst-Bewusstsein verfügen. Denn wer die Fähigkeit besitzt, andere hinters Licht zu führen, muss auch in der Lage sein, einen Unterschied zwischen sich und der Umwelt wahrzunehmen.

»Die geistigen Potenzen eines Hundes sind vergleichbar mit denen eines Kindes im Alter von zweieinhalb Jahren«, resümiert Coren und schießt damit wohl übers Ziel hinaus. Zwar stimme die Parallele in Bezug auf natürliche Wahrnehmungen und Emotionsfähigkeiten, sagt Hundeforscherin Inge Welzig. Doch anders als der Mensch sei ein Hund nicht in der Lage, verzweigte Denkstrukturen aufzubauen. Auch gilt es zu berücksichtigen: Der Hund entfaltet seine Fähigkeiten ganz nach den Bedürfnissen des Menschen. Wenn dieser verlangt, dass sein Liebling kleine Kunststücke vollführt, macht ein Hund das. Und er lernt, wenn es sein muss, sogar Zählen. Die Hunderassen, die sich hierbei besonders geschickt anstellen, sind in der Tat fest an Herrchen oder Frauchen gebunden. Gleichwohl: Der Ausdruck »dummer Hund« wäre fürderhin eine Beleidigung für alle kläffenden Vierbeiner.

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