Wenn das Heim zur Heimat wird

Zu Besuch in einem Seniorenzentrum / Pflegekräfte: Man muss mit dem Herzen dabei sein

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 2 Min.

Die 84-jährige Anneliese Müller ist gerade eingezogen. Nach 28 Jahren in Marzahn ist das neue Domizil eine Ein-Raum-Wohnung in der Michaelkirchstraße in Mitte. Das helle und freundliche Zimmer mit Wintergarten liegt im Komplex des Pflegeheims »Abendstern«. 13 Doppelzimmer und neun Einzelzimmer stehen zur Verfügung, dazu 31 stationäre Plätze.

»Wir haben hier alle Pflegestufen«, erzählt Pflegedienstleiterin Anke Hoppe, die sich mit ihrem Team um die Bewohner kümmert. Zu denen gehört auch ein 50-jähriger Epileptiker. Er hatte vor acht Jahren einen schweren Motorradunfall und lebt seitdem hier. »Er geht gern zu Konzerten«, berichtet Hoppe. »Seine Lieblinge sind Peter Maffay und die Gruppe Ostrock.«

Neben 14 Pflegedienstkräften und vier Mitarbeitern in der Hauswirtschaft sind zur Zeit acht über die Jobcenter vermittelte Arbeitskräfte beschäftigt. »Das Problem ist, qualifiziertes Personal zu bekommen«, sagt Anke Hoppe. Auch die Hilfskräfte müssten examiniert sein.

Im Speiseraum herrscht reger Betrieb, viele Rollstuhlfahrer sitzen an den Tischen, das Personal hat alle Hände voll zu tun. Aber was kostet solch eine Rundumbetreuung? Was müssen die Bewohner monatlich zahlen, wenn das Heim für sie zur Heimat werden muss?

»Die Kostenaufstellung für den vollstationären Bereich darzustellen, ist sehr schwierig«, meint Pressesprecherin Claudia Landgraf. Das sei von der Pflegestufe abhängig. »Im stationären Bereich beginnt der Tagessatz bei etwa 65 Euro und reicht bei Pflegestufe 3 bis zu 110 Euro«, erläutert die Sprecherin weiter.

Pflegedienstleiterin Hoppe versucht weiter aufzuschlüsseln: »Die Miete für Ein-Raum-Wohnungen beträgt zum Beispiel 360 Euro. Dazu kommt, falls gewünscht, Haushaltsgeld in Höhe von 250 Euro. In diesem Betrag sind dann Essen und Trinken für den ganzen Monat, sämtliche Veranstaltungen und Ausflüge inbegriffen. Einzelne Pflegeleistungen werden über die jeweilige Pflegestufe abgerechnet. Wir pflegen nach dem Prinzip der Ganzheitlichkeit. Angehörige, soziales Umfeld und die psychische Situation werden einbezogen.«

»Das ist ein harter Beruf und wir machen ihn auch gerne«, betont die Pflegedienstleiterin. Sie und ihre Mitarbeiter vermissen allerdings oft die Anerkennung in der Öffentlichkeit. »Unsere Arbeit ist nicht nur ein Job«, erinnert Anke Hoppe. »Wichtig für diesen Beruf ist: Man muss mit dem Herzen dabei sein.«

www.pflegewerk-berlin.de

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