»Die Waffenarsenale sollen verschwinden«

Von Gandhi inspiriert startete in Neuseeland ein weltweiter Marsch für den Frieden / Rudolf Heuveling von »Welt ohne Krieg« organisiert den weltweiten Marsch für den Frieden in Berlin

  • Lesedauer: 3 Min.

ND: Als Aktivist der Initiative »Welt ohne Kriege« versprechen Sie eine besondere Reise um die Welt, die am Freitag in Neuseeland startete und in drei Monaten im südlichen Argentinien ankommen soll. Warum machen Sie diesen »Marsch«?
Heuveling: Überall, wo unsere Reisenden ankommen, werden Feiern, Demonstrationen und Tagungen stattfinden, um auf die von Atomwaffen ausgehende Gefahr hinzuweisen. Noch immer gibt es weltweit mehr als 20 000 Sprengköpfe. Gleichzeitig wollen wir ein Bewusstsein für Gewaltfreiheit schaffen. Gewalt hat viele Gesichter: Es gibt nicht nur die physische Form, wie Kriegsführung, sondern auch wirtschaftliche Gewalt, wenn die armen Staaten in Afrika ausgebeutet werden, sexuelle, psychische oder religiöse.

Verstehen Sie den Marsch als eine Bewegung von der Straße?
Aufmerksamkeit auf der Straße dürfte unserer 30-köpfigen Gruppe sicher sein, aber wir wollen darüber hinaus das Interesse bei gesellschaftlichen, religiösen und politischen Vertretern wecken. Bislang sieht es gut aus: Der Dalai Lama unterstützt den Marsch, und in Rom empfängt der Papst unsere Delegation.

Die Route beginnt in Südostasien und überfliegt dann China. Wäre nicht gerade dort ein Besuch sinnvoll, um auf die Einhaltung der Menschrechte hinzuweisen?
Wir können leider nicht überall sein. Manchmal hat das schlicht organisatorische Gründe, oftmals ist es aber auch zu gefährlich, etwa in Krisengebiete zu reisen.

Ganz allgemein gegen Gewalt zu sein, ist das nicht ein weit verbreiteter Konsens? Jeder Bundeswehrgeneral in Afghanistan würde das Ziel unterschreiben.
Das schon. Aber die Mittel, mit denen der Frieden erreicht werden soll, die unterscheiden sich sehr. Das Militär meint, es brauche Waffen und müsse Gewalt anwenden, um den Frieden zu schaffen. Wir aber sagen, die teuren Waffenarsenale sollen verschwinden. Gleichzeitig müssen wir daran arbeiten, Frieden auch in den Köpfen und Herzen zu erreichen. Es hat Jahrzehnte gedauert, um ein Bewusstsein für die Umwelt zu erlangen, ein ebenso langer Weg wird es bei der Gewaltfreiheit sein.

Der Marsch begann am 2. Oktober, Gandhis Geburtstag. Ist er ein Vorbild für den Marsch?
Wir sehen Gandhi als einen unserer Vorläufer. Er ging vor allem gegen die wirtschaftliche Gewalt vor und hat den Engländern den Wind aus den Segeln genommen, indem er seine Landsleute dazu aufrief, eigene Kleidung herzustellen. Das war ein sehr wirksamer Boykott. Die Kolonialisten blieben auf ihren Sachen sitzen. Gandhis gewaltfreier Weg führte schließlich zur Unabhängigkeit Indiens.

Wie werden Sie, mehr als sechzig Jahre nach Gandhis Tod, die Delegation am 7. November in Berlin empfangen?
Es wird viel los sein. Wir veranstalten am Statthaus Böcklerpark ein Festival. Von dort werden wir zum Brandenburger Tor laufen, wo wir mit Kerzen ein Friedenszeichen bilden wollen. Darüber hinaus halten wir in Berlin ein Symposium ab, und ein Komitee von Nobelpreisträgern hat uns eingeladen, im Roten Rathaus eine Rede zu halten.

Fragen: Stefan Otto

www.weltweitermarsch.eu

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