Bayerns Landtag will Aufklärung über Todesschüsse

Neues Gutachten: Regensburger Polizist feuerte auf Studenten, obwohl dieser bereits schwerst verletzt war

  • Lesedauer: 2 Min.

München (dpa/ND). Der bayerische Landtag fordert parteiübergreifend Aufklärung über die tödlichen Polizeischüsse auf den Regensburger Musikstudenten Tennessee Eisenberg. CSU und FDP schlossen sich am Mittwoch im Innenausschuss der Forderung der Opposition nach einem neuen Bericht des Innenministeriums an.

Anlass ist ein neues Gutachten, das die Familie des erschossenen Studenten in Auftrag gab. Demnach feuerte ein Regensburger Polizist die tödlichen Schüsse auf Eisenberg ab, obwohl das Opfer bereits durch mehrere Kugeln schwerst verletzt war. Diese Version weicht vom offiziellen Gutachten der Staatsanwaltschaft ab. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte von Notwehr gesprochen. »Das sind krasse Widersprüche«, so die Grünen-Abgeordnete Susanna Tausendfreund. »Es gibt Zweifel an der Theorie, dass hier eine Notwehrsituation vorlag.«

Die SPD verlangte einen schnellen Abschluss der Ermittlungen. »Der Druck ist enorm und es ist grausam für die Angehörigen, wenn sie das richtige Ende nicht kennen«, sagte die SPD-Abgeordnete Margit Wild. Außerdem solle der Freistaat die Kosten des Gutachtens übernehmen. Das Innenministerium betonte, die Staatsanwaltschaft habe ihren Sachverständigen bereits um eine neue Stellungnahme gebeten. Zudem sei auch die Familie um schriftliche Stellungnahme gebeten worden, die jedoch laut Ministeriumangaben noch nicht vorliegt. Die FDP warnte vor voreiligen Schlüssen – auch an die Adresse von Herrmann gerichtet: »Ob hier Notwehr oder Nothilfe vorlag, kann man nicht am grünen Tisch entscheiden«, sagte der FDP-Innenexperte Andreas Fischer.

Eisenberg hatte im April einen Mitbewohner mit einem Messer bedroht. Der Mann konnte flüchten und die Polizei alarmieren. Als die Beamte auf den immer noch mit dem Messer bewaffneten Eisenberg trafen, eskalierte die Situation. Eisenberg starb kurz nach den Schüssen in einer Klinik.

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