Klinikum weist Vorwürfe zurück

Anzeige nach Tod eines A/H1N1-Infizierten / Steigende Impfbereitschaft

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Der 40-jährige Berliner, der an der Schweinegrippe erkrankt war, ist durch eine vom Schweinegrippe-Virus ausgelöste Lungenentzündung gestorben. Das ergab die Obduktion am Freitag, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Martin Steltner sagte. Bei der Obduktion seien keine weiteren Erkrankungen festgestellt worden. Bislang war unklar, ob die Schweinegrippe tatsächlich die Todesursache war oder ob eine andere Erkrankung zum Tod geführt hatte.

Das Klinikunternehmen Vivantes wies Vorwürfe über eine angeblich falsche Behandlung zurück. »Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die Erkrankung einen solchen schweren Verlauf nehmen würde«, sagte Sprecher Uwe Dolderer am Freitag in Berlin unter Berufung auf den behandelnden Arzt. Der 40-jährige Mann sei am Freitag mit den Symptomen einer Lungenentzündung ins Vivantes Klinikum Am Urban aufgenommen worden. Er habe klassische Symptome einer »nicht allzu schweren Lungenentzündung« gezeigt, sagte Dolderer. Außerdem habe der 40-Jährige angegeben, bereits seit fünf Tagen an den Krankheitssymptomen zu leiden. Als sich seine Situation trotz Behandlung nicht besserte, isolierten ihn die Mediziner und testeten ihn auf das Virus A/H1N1. Am Montag starb der Mann an plötzlichem Herz-Kreislauf-Versagen.

Medienberichten zufolge erstattete ein Angehöriger des Toten Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen das Klinikum. Nach Angaben des Klinikums hätte der Mann allerdings auch dann keine andere Behandlung bekommen können, wenn die Infektion früher erkannt worden wäre. Der Hintergrund sei, dass Mittel gegen die Neue Grippe (wie Tamiflu) nur innerhalb von zwei Tagen nach Beginn der Symptome wirksam seien.

Möglicherweise erhöht der Todesfall, auch wenn er noch nicht eindeutig der Neuen Grippe zuzuschreiben ist, die Impfbereitschaft der Bevölkerung. Bereits von diesem Montag an können sich in Berlin mehr Menschen als bisher impfen lassen. Bislang wurde der Impfstoff Pandemrix vor allem Polizisten, Feuerwehrleuten und Mitarbeitern des Gesundheitswesens angeboten. Nun können sich auch chronisch Kranke immunisieren lassen. Schwangere sollten sich nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung mit ihrem Arzt besprechen. Eigentlich ist geplant, dass sich erst nach der Immunisierung der chronisch Kranken alle anderen Bürger impfen lassen können. Realistischer ist aber, dass schon vorher zahlreiche Nicht-Chronisch-Kranke geimpft werden.

Nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung stieg auch die Bereitschaft der Ärzte in Berlin leicht. Mittlerweile gebe es rund 400 Mediziner, die die Impfung durchführen.

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