Vollmundig

Tobias Riegel über die Selbstsicherheit der Grünen

  • Lesedauer: 2 Min.

Keiner käme bei der Regierungsbildung nach der Abgeordnetenhauswahl 2011 mehr an den Grünen vorbei. Das verkündete gleich eine ganze Reihe von Rednern beim Parteitag am Samstag. Doch konnten auch die Inbrunst des Vortrages und die stolzgeschwellte Brust der Redner angesichts der bei der Bundestagwahl erreichten 17,4 Prozent den Eindruck nicht verhehlen, dass hier vor allem der Wunsch der Vater des Gedankens ist.

Verdächtig – und bereits nach einer Rückzugsbewegung von dem vollmundig formulierten Machtanspruch – klingt denn auch die Beschwerde von Fraktionschef Volker Ratzmann über einen auf Druck der Grünen-Basis angenommenen Leitantrag. Der besagt, die »Differenzen zu CDU und FDP« seien »deutlich größer als zu SPD und LINKEN«. Was Ratzmann zur »ewigen Koalitionsdebatte« herunterspielt, bedeutet doch eher eine politische Grundsatzentscheidung – schließlich haben die Grünen-Wähler ein Recht zu wissen, ob ihre Stimme am Ende Schwarz-Gelb(-Grün) ans Ruder verhilft. Wie die Grünen sich, wie Ratzmann fordert, in einer solchen Koalition »über Inhalte statt über den Koalitionspartner« profilieren könnten, wäre interessant zu erfahren.

Aufschlussreich dagegen die demonstrative Suche der Grünen nach Nähe zur Berliner Industrie, die sich unter anderem in der Einladung des Präsidenten der Industrie und Handelskammer, Eric Schweitzer, als Gastredner niederschlug. Hoffentlich wächst hier zukünftig nicht noch mehr zusammen, was nicht zusammengehört.

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