Atommüll aufs Dach steigen

Protest am Endlager Morsleben

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.
Aus Protest gegen die Versiegelung des Atommüllendlagers in Morsleben mit Beton besetzten Atomgegner kurzzeitig einen Turm der Anlage.
Kletterer brachten Transparente am »Schacht Maria« an.
Kletterer brachten Transparente am »Schacht Maria« an.

Atomkraftgegner haben dem Endlager Morsleben gestern Vormittag einen Blitzbesuch abgestattet und einen Teil der Anlage für rund eine Stunde besetzt. Wie Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg dem ND sagte, waren vier Leute gegen elf Uhr auf einen Turm von »Schacht Marie« geklettert und hatten dort mehrere Transparente entrollt. Über den Turm werden die Abluft und damit auch radioaktive Stoffe aus dem Endlager in die Luft geblasen.

Andere Atomgegner unterstützten die Aktion vom Boden aus. »Um viertel nach zwölf sind die Leute wieder herunter gestiegen«, sagte Rudek. Polizisten nahmen die Personalien der Kletterer auf. Ob sie mit Verfahren rechnen müssen, war zunächst unklar. Die Aktion richtete sich gegen die Absicht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), das Endlager dauerhaft mit Beton zu verschließen.

Als Betreiber von Morsleben will die Behörde die Hohlräume des früheren Salzbergwerks mit Spezialbeton verfüllen. Die Abfälle wären dann nicht mehr zugänglich.

Derzeit läuft das atomrechtliche Stilllegungsverfahren. Das BfS hat die Planungsunterlagen öffentlich ausgelegt, Bürger können dagegen noch bis zum 21. Dezember Einwände erheben. Berechtigt dazu sind nicht nur Anwohner. Die Morsleben-Kampagne, ein Zusammenschluss von Atomgegnern der Endlager-Standorte, bietet Vordrucke für Einwendungen an (www.morsleben-kampagne.de). Über diese muss bei einem öffentlichen Erörterungstermin diskutiert werden. In Morsleben lagern etwa 37 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Müll. Das frühere DDR-Endlager war nach der Wende in den Besitz des Bundes übergegangen. »Das BfS versucht, heimlich, still und leise Tatsachen zu schaffen«, sagte gestern Jan Becker von der Organisation »Contratom«. Es werde nicht nach der besten Lösung des Problems gesucht, sondern nach der Methode, die am wenigsten Aufsehen und Kosten verursache.

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