Hohe Bildung – weniger Kinder

Amt für Statistik stellte Jahresbericht 2008 vor / Gesonderte Analyse über Frauen und Geburten

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 3 Min.

Ungefähr drei Millionen Frauen leben in Berlin und Brandenburg. So sie sich 2008 im Alter zwischen 15 und 75 Jahren befanden, waren in der Hauptstadt 34 Prozent ohne Kinder, in der Mark 20 Prozent. Jede Achte lehnte es ab, eine solche Frage zu beantworten. Dies hat das für beide Bundesländer zuständige Amt für Statistik in einer gesonderten Analyse herausgefunden. Gestern wurde sie von dessen Präsidentin Prof. Ulrike Rockmann zusammen mit den Jahresbüchern 2008 der Presse vorgestellt. Das Amt befasste sich dabei vor allem auch mit Zusammenhängen zwischen Bildung und Häufigkeit von Geburten.

Danach sind von Köpenick bis Zehlendorf 36 Prozent der Frauen mit hohen Abschlüssen kinderlos (Brandenburg: 14 Prozent), ebenso viele mit geringerer Bildung (Brdbg.: 41 Prozent). »Vor allem im Alter von 35 bis 49 Jahren gilt: je höher der Bildungsstand, desto ausgeprägter die Kinderlosigkeit«, sagte Prof. Rockmann. Die Gründe seien nicht erfragt worden, denn das wäre Gegenstand anderer Wissenschaftsgebiete.

Festgestellt wurde in der Untersuchung, dass im erwähnten Alter in Lebenspartnerschaften die Kinderlosigkeit doppelt so hoch ist wie in Ehen. Es sei nicht zu übersehen, dass die Lebensformen einen weitaus größeren Einfluss auf Kinderlosigkeit haben als der Bildungsstand, so Frau Rockmann. Nie verheiratete, ohne Ehepartner lebende Frauen hätten selten Kinder, wird in der Untersuchung angemerkt. In den Ehen im erwähnten Alter wiederum gebe es weniger Einzelkinder als in Partnerschaften. Zudem kommt man zu dem Schluss, dass Frauen mit geringer Bildung weitaus öfter drei und mehr Kinder auf die Welt bringen, ebenso Frauen mit Migrationshintergrund.

Für die Untersuchung waren ein Prozent der Bürgerinnen in Berlin und Brandenburg befragt worden. Wohl im Jahre 2012 soll laut Ulrike Rockmann eine solche Analyse wiederholt werden.

Die beiden vorgestellten Jahrbücher fassen auf jeweils 500 Seiten Details und Trends aus nahezu allen Lebensbereichen des vorigen Jahres zusammen. Danach steigt das Durchschnittsalter weiter an, in Berlin von 39,1 Jahren (1990) auf 42,7 Jahre (2008), in der Mark von 37,6 auf 44,9 Jahre.

Drei Viertel aller brandenburgischen Haushalte verfügten eingangs 2008 über einen PC. Fünf Jahre vorher wurden noch 60 Prozent festgestellt. In der Hauptstadt wuchsen die PC-Zahlen von drei auf vier Fünftel. 29 Prozent der Märker und 40 Prozent der Berliner nutzen einen mobilen PC.

In der Mark wohnten 56 Prozent der Bürger in Städten mit weniger als 20 000 Einwohnern. »Nur bei 28 der 420 Städte und Gemeinden lag die Einwohnerzahl höher«, so das Jahrbuch. Als kleinste Gemeinde erwies sich mit 378 Bürgern Kümmernitztal / Prignitz.

Der Anteil der nicht ehelich Geborenen sei in der Hauptstadt von 29 Prozent (1992) auf 49 Prozent angewachsen. Auch gibt es immer mehr Abiturienten. Im Jahre 2000 waren das noch 31 Prozent der Schüler, 2008 bereits 41 Prozent. Jeder zehnte erreichte allerdings keinen Abschluss. Anno 2000 waren es noch 11,5 Prozent. Unter den knapp 27 000 Schulanfängern befanden sich 460 Kinder, denen eine vorzeitige Schulfähigkeit bescheinigt wurde.

  • Vor allem 18- bis 30-Jährige finden die Hauptstadt attraktiv. 2008 zogen fast 25 000 dorthin, die Mark verzeichnete zugleich ein Minus von knapp 12 000 in dieser Altersgruppe.
  • Über eigene »vier Wände« – Haus oder Wohnung – verfügten in Brandenburg 41 Prozent der Haushalte.
  • Gut 250 000 Bürger der Region hatten ihren Arbeitsplatz im jeweils anderen Bundesland.
  • Beinahe die Hälfte der Pendler musste täglich einen Arbeitsweg zwischen 25 und 50 Kilometer zurücklegen.
  • Im Schnitt gab eine märkische Kuh 8331 Liter Milch.
  • Die Zahl überschuldeter Bürger verringerte sich in Berlin um 27 Prozent auf 4400.
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