(K)eine schöne Bescherung

Atomkraftgegner protestierten am Zwischenlager in Ahaus

  • Michael Schulze von Glaßer
  • Lesedauer: 3 Min.
Vor dem atomaren Zwischenlager im westfälischen Ahaus demonstrierten am Sonntag Hunderte Menschen gegen geplante Atommülltransporte.
(K)eine schöne Bescherung

Rund 350 Atomkraftgegner trotzten am Sonntag eisigen Temperaturen von bis zu minus zehn Grad Celsius und demonstrierten vor dem Brennelemente-Zwischenlager Ahaus gegen geplante Atommülltransporte und für einen sofortigen Atomausstieg. Zwar wurde das Atomlager, rund 45 Kilometer nordwestlich von Münster gelegen, nicht wie geplant von einem ein Kilometer langen Anti-Atom-Transparent umhüllt – es war zu kalt, um das Transparent lange Zeit zu halten, bis alle Eingänge des Lagers dicht gewesen wären –, dafür gab es andere kreative Aktionen: ein Demonstrationszug umkreiste das Zwischenlager, der Haupteingang wurde mit Transparenten verschlossen. Dem Betreiber der Halle, der Gesellschaft für Nuklear-Service, ein Tannenbaum samt »radioaktiven« Geschenken mit dem Atom-Zeichen drauf, übergeben: »Atommülltransporte nach Ahaus? Eine schöne Bescherung!«

Für Wärme sorgten heiße Getränke und die Rhythmen einer Samba-Gruppe, die den Protest begleitete. In ihren Reden bekundeten die Sprecher zahlreicher Bürgerinitiativen den Willen, die kommenden Atommülltransporte aufzuhalten. Der Kampf gegen Atomkraft sei aber nicht lokal begrenzt, sondern sogar international. Janne Björklund, Koordinator der Anti-Atomkraft-Kampagne der Finnish Association for Nature Conservation, reiste extra aus Finnland an, um in Ahaus zu sprechen. In Nord-Finnalnd plant der Fennovoima-Konzern, der zu einem Drittel dem deutschen Energiekonzern E.on gehört, den Bau eines neuen Atommeilers. Auch dagegen soll es in Deutschland demnächst Protestaktionen geben.

Anti-Atom-Initiativen aus dem Münsterland, dem Rheinland und dem Wendland beteiligten sich an der Ahauser Demonstration. Aus Bonn und dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, in dem das geplante atomare Endlager Gorleben liegt, fuhren die Aktivisten sogar mit dem Bus nach Ahaus. Dennoch wären am Sonntag bei gutem Wetter mehr Menschen gegen die Atomtransporte auf die Straße gegangen, so die Organisatoren vom Aktionsbündnis »Münsterland gegen Atomanlagen«.

Die Demonstration am Sonntag war zugleich Auftaktveranstaltung für eine ganze Reihe von Protestaktionen gegen die geplanten Atommülltransporte ins Ahauser-Zwischenlager. »Am 23. Januar wird es einen Autokorso über Duisburg nach Jülich geben – unter anderem soll von diesen Standorten Atommüll nach Ahaus kommen«, so Felix Ruwe von der Bürgerinitiative »Kein Atommüll in Ahaus«. Am 24. April soll am Zwischenlager Ahaus eine der bundesweiten Tschernobyl-Gedenkveranstaltungen stattfinden.

Schon vor den geplanten Veranstaltungen könnte es aber zu Protestaktionen kommen: »Im Januar erwarten wir mittel- und schwachradioaktiver Abfälle, die nach Ahaus gebracht werden sollen«, so Felix Ruwe. Aus einer aktuellen Bundestagsanfrage geht hervor, dass es wahrscheinlich ab Januar zwei Transporte pro Woche geben soll: »So viele Transporte werden nicht ungestört ablaufen können«, erklärt der Sprecher der Bürgerinitiative. Man habe Kontakt zu Leuten an den Bahnstrecken, die bescheid sagen, wenn Transporte rollen. Es könne dann auch zu spontanen Aktionen kommen. Für den Samstag nach dem ersten Transport ist eine weitere Demonstration am Zwischenlager geplant.

www.kein-castor-nach-ahaus.de

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