Der erste Rausch mit 14 Jahren
Vertreter von Drogenberatungsstellen: Die Eltern brauchen Nachhilfe
Die kommenden Feiertage sind besonders gefährlich. Kinder und Jugendliche konsumieren zwischen Weihnachen und Neujahr noch mehr Alkohol als sonst, warnten gestern Vertreter von Suchtberatungsstellen während einer Tagung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. »Oft bekommen die Jugendlichen das erste Glas von ihren Eltern«, so Kerstin Jüngling, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention. Alle Einrichtungen bieten schnelle Hilfe an. »Mütter und Väter sind oft der Meinung, dass es nicht so schlimm ist, wenn ihre Kinder unter Aufsicht Alkohol trinken«, sagte Jüngling. Das aber sei eine grundverkehrte Einstellung. »Hier brauchen Eltern unbedingt Nachhilfe«, erklärte sie. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Gesundheit und den Bezirken habe die Fachstelle deshalb die Kampagne »Na klar – unabhängig von Alkohol« gestartet. 2008 registrierte die Einrichtung 1209 Kinder und Jugendliche, die alkoholisiert von der Polizei aufgegriffen wurden. Mit schwerer Alkoholvergiftung mussten 225 stationär behandelt werden. »Der erste Alkohol wird im Schnitt mit knapp 13 Jahren getrunken, ein Jahr später haben die jungen Menschen den ersten Rausch«, stellte der Paritätische weiter fest.
Rund 78 600 Kinder seien allein in Berlin hochgradig gefährdet, alkohol- oder drogenabhängig zu werden, warnte Henning Mielke, Gründer von NACOA, der Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien. »Bundesweit stammen 2,85 Millionen Kinder aus Suchtfamilien. Etwa ein Drittel sind selbst schon abhängig, ein Drittel sucht sich später einen suchtkranken Lebenspartner«, so die Erfahrung Mielkes.
Beratungsstellen gibt es in jedem Bezirk. »Hier helfen ausgebildete Sozialpädagogen, Pädagogen und Psychologen«, so Uta Lode, Projektleiterin der Jugend- und Suchtberatung LogIn und des Drogennotdienstes. Der ist rund um die Uhr erreichbar. Tel.: 1 92 37.
- FrauSuchtZukunft – Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen, Dircksenstr. 47, Mitte, Tel. 28 04 68 55
- NACOA – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien, Gierkezeile 39, Charlottenburg, Tel. 35 12 24 30
- pad e. V. – Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin, Kastanienallee 55, Marzahn-Hellersdorf, Tel. 29 35 26 15
- Stiftung Synanon, Bernburger Str. 10, Friedrichshain-Kreuzberg, Tel. 55 00 01 13
- Therapieladen, Potsdamer Str. 131, Tempelhof-Schöneberg, Tel. 2 36 07 79 21
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.