Warum eine tierische Hochschule?

Gabriele Thöne über die Gründung der Junior Zoo-Universität Berlin

  • Lesedauer: 3 Min.
Gabriele Thöne
Gabriele Thöne

ND: Zoologischer Garten und Tierpark haben die Junior Zoo-Universität Berlin gegründet. Welche Ziele verfolgt die Einrichtung?
Thöne: Die Junior-Universität soll bei den jungen Menschen Freude und Begeisterung für die Naturwissenschaften wecken. Wir nutzen das Medium Zoologie, um die Vernetzung der Lebewesen mit der Umwelt deutlich zu machen. Nehmen Sie eine Koralle. Hier können wir am Beispiel dieses Kolonien bildenden Nesseltieres die Verbindung von der Entstehung zur Geografie bis hin zu den Folgen der Umweltverschmutzung erklären. Damit wollen wir auch die Achtung vor der Natur fördern.

Wer hatte die Idee?
Die Idee kam von mir. Ich hatte beobachtet, wie die erste Begegnung der Kinder gemeinsam mit ihren Eltern stattfindet. Ein Angebot ist schon unsere Zooschule. Da fiel mir ein: Warum nicht ein nächster Schritt mit einer Universität für Kinder?

Wie lange dauerte es von der Idee bis zur die Realisierung?
Der Gedanke einer Uni für den Nachwuchs entstand im Februar dieses Jahres. Die erste Vorlesung fand im November statt. Ständig sollen neue Komponenten hinzukommen, da wir die Uni als nachhaltiges Vorhaben angelegt haben, mit dem der kindliche Forschungsdrang gefördert werden soll.

Wer kann die Junior-Universität besuchen?
Die Bewerber sollen zwischen zehn und zwölf Jahre alt sein, also die fünfte und sechste Klasse besuchen. Zu diesem Zeitpunkt wird in den Schulen auch mit der Naturwissenschaft begonnen.

Wie sieht ein Tag an der tierischen Hochschule aus?
Die Veranstaltungen finden immer samstags statt. Es gibt jeweils im Wechsel eine Vorlesung oder ein Seminar mit Exkursion im Zoologischen Garten oder im Tierpark Friedrichsfelde. Dort werden dann virtuell die Kontinente und Polargebiete bereist. Wie bei jeder Exkursion wird auch bei uns mit der Grundlagenforschung begonnen. Gestartet wird auf unserem Kontinent Europa. Dann geht es vom Polarkreis bis zum Mittelmeer. Klimazonen werden erklärt und welche Haus-, Nutz- und Wildtiere in den verschiedenen Regionen leben. Die Darwinschen Gesetze werden behandelt, und im Januar bereisen die jungen Studierenden die Arktis und die Antarktis.

Wer unterrichtet?
Wir haben Dozenten aus verschiedenen Bereichen unter der Leitung unseres Zoohistorikers, des Biologen Harro Strehlow, zusammengebracht. Dazu gehören Wissenschaftler aus Zoo und Tierpark, dem Helmholtzzentrum für Umweltforschung Halle, Humboldt- und Freier Universität. Im Sommer 2010 will der frühere Charité-Chef Detlev Ganten einen Vortrag über die Evolution der Primaten halten. Am 17. Januar soll es während der Grünen Woche ein Gespräch mit dem Polarforscher Hauke Trinks geben. Im Rahmen dieses Vortrages wird auch ein Schamane von seinem Volk erzählen und wie sie ihre Zukunft im Zuge der Klimaveränderung sehen. Vor kurzem gab es eine Veranstaltung mit Sigmund Jähn zu dem Thema »Ab ins Weltall – Was denkt der Mensch, wenn er mit 20 Millionen PS ins All aufbricht und auf unseren blauen Planeten schaut?«

Was kostet das Junior-Studium?
Es gibt zwei Semester, pro Halbjahr müssen 50 Euro gezahlt werden. Dafür gibt es neben den Vorlesungen freien Eintritt für Aquarium, Zoo und Tiergarten. Zum Abschluss gibt es eine Bescheinigung. Wer möchte, kann dann dem Alumni-Klub beitreten.

Gabriele Thöne ist die Leiterin der Junior Zoo-Universität Berlin sowie kaufmännische Leiterin von Zoo und Tierpark.

Fragen: Andreas Heinz

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