Panikattacke

Peter Kirschey versank in einer Schneewehe

  • Lesedauer: 2 Min.

Das befürchtete Schneechaos in Berlin und Brandenburg ist ausgeblieben – mit diesem Satz wurde in den Medien die Berichterstattung zum Schneewochenende eingeleitet. Es war unter dem Strich ein normaler Wintertag unter erschwerten Bedingungen. Andere Regionen hatten da weit größere Probleme. Am Freitag hörte sich das alles noch ganz anders an. Da war der nahende Weltuntergang im Fünf-Minuten-Takt in der Berlin-Brandenburger Region zum Greifen nahe. Von Hamster- und Panikkäufen war die Rede, von leer gefegten Regalen und fehlenden Nahrungsmitteln, von Angst und Schrecken unter den Bürgern. Einige mittelständische Unternehmen gaben ihren Mitarbeitern am Nachmittag frei, damit sie noch rechtzeitig das rettende Ufer erreichen können. Die Stadt und das Land rüsteten sich für die zu erwartende Katastrophe. Die blieb aus.

Vieles existiert nur in den und durch die Medien. Berichten sie nicht, gibt es das Problem nicht. Beispiel Schweinegrippe. Zu wenig Impfstoff, der falsche Impfstoff, zu viel Impfstoff. Schlangen vor den Impfpraxen, Desinteresse an der Impfung, die erste Erkrankung, der erste Tote. Und dann gar nichts mehr. Gibt es die Schweinegrippe überhaupt noch oder ist sie in den Schneemassen versunken?

Um vom Dorf in die Redaktion zu gelangen, musste ich 30 Minuten lang eine 60 Zentimeter hohe Schneewehe, die die Straße zusperrte, zur Seite schippen – ein ganz normaler Vorgang zu dieser Jahreszeit. Der Winter ist nun mal Winter. Er existiert. Mit und ohne Medien.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal