Senioren im Netz

Jeder hilft jedem im Computer-Club DSCC / Ältestes Mitglied ist 96

  • Hans-Jürgen Neßnau
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Durchschnitt um die 70 Jahre alt sind sie, die 550 Mitglieder im Deutschen Senioren-Computer-Club, DSCC Berlin. Der Älteste, Walter Wolf, ist 96. Alle sind jung geblieben, weil sie bis ins hohe Alter in der Lage sind, moderne Technik zu begreifen und sich zu eigen zu machen. Arbeiter, Handwerker, Professoren, zumeist Pensionäre aus ganz Berlin und dem Umland gehören zu den Mitgliedern. Die Hälfte davon sind Frauen. Gegründet hatte den Club Werner Müller vor zwölf Jahren mit wenigen Gleichgesinnten in einem Lichtenberger Stübchen.

Die Leistungsfähigkeit des Clubs basiert auf seinem langjährigen Bestehen mit stetig wachsender Mitgliederzahl, auf Kursangeboten zur modernen Informationstechnik wie beispielsweise über Windows für Anfänger und Fortgeschrittene und auf Aktivitäten in derzeit 16 Interessengruppen. Gern besucht werden u.a. die Kurse Englisch und Französisch, Flugsimulator, Ich schreibe, Skat, Schach, Wandern und sogar in drei Gruppen Videoschnitt. Einer der Leiter ist Werner Müller.

Wie alle »klubeigenen« Kursleiter ist der 80-Jährige kein Profi, sondern hat sich die PC-Nutzung autodidaktisch angeeignet. Ehrenamtlich gibt er sein Wissen weiter. »Wir wollen ältere Menschen zusammenführen, in Interessengruppen das Gemeinschaftsleben pflegen«, hob er im Gespräch hervor. Nicht Zwang, sondern Lust zum Lernen am Computer stehe im Vordergrund. So auch in seiner Gruppe. Die Thematik sei weit gefächert. Es gehe sowohl um Schnittsoftware als auch um technische Fragen, Kameraführung, Musikauswahl oder Zusatzsoftware. Die Zusammenkünfte würden in einer netten, lockeren Atmosphäre stattfinden, so der Leiter. Jeder würde jedem helfen. Werner Müller: »Wir machen gern gemeinsame Ausflüge, auf denen unter Anleitung gefilmt wird. Anschließend entstehen Filme mit Effekten, Musik und Kommentaren.«

Ihn bewegt, dass der Club es bislang nicht geschafft hat, einen eigenen Verband zu gründen. Senioren-Computer-Clubs gebe es zuhauf. Die Zusammenarbeit funktioniere gut. Doch ein eigener Verband mit vielen Mitgliedern, so Müller weiter, könnte gegenüber der Industrie stärker argumentieren. Etwa für die Produktion von Software für Ältere.

»Wir wollen am Leben teilhaben und uns weiterbilden«, erläuterte der »Pressesprecher« des DSCC, Klaus Baumgarten. Schön sei die Gemeinschaft Gleichgesinnter und die Geselligkeit über die Weiterbildung hinaus, sagte der Diplom-Ingenieur im Ruhestand. Würde man doch auch den Austausch von Gedanken pflegen, die nichts mit Bits, Bytes und Tastaturbefehlen zu tun haben, aber das Clubleben sinnvoll ergänzen. Und Wolfgang Brauer, für Fotografie und Fahrradwandern zuständig, meinte gar zur geistigen Frische der Mitglieder: »Alle sehen jünger aus, als sie sind!«

DSCC, Einbecker Str. 85, Lichtenberg, Infotelefon: 52 69 50 92.

Im Internet: www.dscc-bln.de

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