UdK-Absolventen

Zwiegespalten

  • Tom de Meller
  • Lesedauer: 3 Min.

Die aktuelle Absolventengeneration der Universität der Künste (UdK) scheint etwas müde. Vielleicht hat genau deshalb die angehende Bildhauerin Gabrielle Mainguy ein riesengroßes Gruppenbett im Foyer des Hauptgebäudes der UdK installiert. In einem weitläufigen Holzgestell sind vier Matratzen angeordnet, die ihrerseits von vier leicht versetzt über ihnen angeordneten Liegepolstern angeblickt werden. Dieses halb umgedrehte Mehrfachdoppelstockbett lädt zu einer teils schweren und teils schwerelosen Kommunikation ein und gibt so das Leitmotiv der Ambivalenz vor, das für weite Teile der Ausstellung gilt.

Diese Zwiespältigkeit besteht darin, dass dort, wo interessante Ideen erkennbar sind, sich diese noch nicht zu einprägsamen Arbeiten verdichtet haben. Die Werke hingegen, die schon eher ausgereift wirken, lassen es an Originalität mangeln. Sarah Anton etwa ist mit Erkundungen der Plastizität von nacktem Menschenfleisch auf der Leinwand vertreten, die – gegenwärtig zumindest – nicht viel mehr als ein Hinterhertappen des von Lucien Freud und Francis Bacon eingeschlagenen Weges darstellen. Die in der gleichen Klasse studierende Johanna Silbermann hat sich auf ihren Leinwänden einem getrübten Realismus verschrieben, der sicherlich kunstmarktträchtig ist. Verlassen wirken sie, die in matter Farbigkeit gehaltenen Biergartenszenerien, die sie früher schon einmal als Liebesgrüße aus Transsilvanien vorgestellt hat.

Dixi-Toiletten als Kunst-Ort

Lado Berozas Versuch, aus leichteren Materialien die Materialität von Stein skulptural herauszuarbeiten, strahlt zwar den Charme einer interessanten Anfangsidee aus, wirkt aber noch recht unfertig. Entzückend ist hingegen ein Video des gebürtigen Georgiers, das drei rotierende Kreisel in einem See zeigt. Kreisförmige Wellen entspringen diesen Unruheherden und wandern unaufhörlich über die spiegelglatte Oberfläche des Sees. Wo sie sich treffen, führen sie zu Interferenzmustern. Diesen schönen Eingriff in die Natur platziert Beroza so geschickt in den ans Foyer anschließenden Flur, dass die Stele mit dem Monitor mit der weißen Wand verwachsen scheinen.

Installativ ist ebenfalls Ayelet Albenda tätig. Auf kleinen, filigran aus dem Boden wachsenden Pulten präsentiert sie grundrissartige Skizzen von Räumen, denen sie auf Texttafeln die Fetzen von Geschichten zuordnet. Erst steigt man etwas skeptisch in diese doch sehr karg ausgestatteten privaten Minidramen ein, doch unversehens kann man sich in ihnen verlieren. Rätselhaft bleibt der schwarze Nerzmantel, den sie – mit der ausdrücklichen Aufforderung, ihn zu berühren – an einen Haken an der Wand hängt.

Das interessanteste Statement der gegenwärtig Studierenden der UdK allerdings ist direkt am Eingang postiert und fügt sich nur des Standortes wegen in die Ausstellung der Abschlussarbeiten ein. Es besteht aus zwei miteinander verkoppelten, ihres ursprünglichen Inhalts beraubten und innen weiß getünchten Dixi-Klos. Anton Theileis, Daniel Chluba und Elisophie Eulenburg haben diesen etwas anrüchigen White Cube entwickelt. Unter dem Stichwort »Dixiland« laden sie bis zum 28.2. zur Einsendung von künstlerischen Bespielungskonzepten für diese mobile Minigalerie ein (weitere Infos: www.dixiland.org).

Man wünscht dem Trio, dass das Potenzial dieser Inszenierungsform besser ausgeschöpft wird, als es die doch etwas biedere und lustlos eingerichtete Absolventenausstellung befürchten lässt.

Bis 8.2., UdK Berlin

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