Pulverschnee im Lüftungsschlitz

Industrie soll für Winterschäden bei Bahn haften

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (dpa/ND). Bahnchef Rüdiger Grube hat erneut die Bahnindustrie für die aktuellen Probleme im Schienenverkehr verantwortlich gemacht. Die Hersteller hätten nicht die Qualität geliefert, die die Bahn eingekauft habe.

Derzeit müssten alle Radachsen und Radscheiben ausgewechselt werden, sagte Grube am Sonntag im Deutschlandfunk. »Das ist ein Prozess, der sich weit in das Jahr 2011 hinziehen wird«. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte der »Bild am Sonntag«: »Ich erwarte von der Bahn, dass sie die Hersteller der ICE-Züge dazu verpflichtet, die in diesem Winter aufgetretenen Schwachstellen zu beseitigen. Es darf nicht sein, dass Pulverschnee durch Lüftungsschlitze eindringt und die Elektronik lahmlegt.« Deshalb sollte man, wo immer das möglich ist, die Industrie haftbar machen.

Ramsauer kritisierte, ein Unternehmen wie die Bahn könne nicht nur nach knallharten betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt werden. Es hätte auch einen Auftrag für das Gemeinwohl. Wenn man, wie in der Vergangenheit die Bahn sozusagen als Braut für den Börsengang so ausstaffiert, dass die Zuverlässigkeit darunter leidet, dann läuft etwas falsch. Das schadet auf Dauer auch wirtschaftlich. Wir wollen unsere Bahntechnologie ja auch in Länder mit plus 30 oder mit minus 30 Grad verkaufen«, sagte Ramsauer.

Grube bestritt einen Zusammenhang zwischen den massiven Problemen bei der Bahn und dem gescheiterten Börsengang. Eine Teilprivatisierung bleibe eine Option, auch wenn sie derzeit nicht auf der Agenda stehe. Der Bahnchef räumte aber ein, dass die Bahn angesichts der vielen Verspätungen und Zugausfälle einen Imageschaden erlitten habe. Er schloss dennoch weitere Preisanhebungen in diesem Jahr nicht aus.

Nach einem »Spiegel«-Bericht soll es bis ins Frühjahr hinein Einschränkungen bei den ICE- Zügen geben. Wie ein Bahnsprecher am Samstag bestätigte, gebe es in den Werkstätten einen Rückstau, der abgearbeitet werden müsse. Dies dürfte sich einige Wochen über die derzeitige Kälteperiode hinaus hinziehen. Schnee und Eis machen der Bahn derzeit schwer zu schaffen. So gebe es Probleme mit dem sogenannten Schotterflug. Dabei würden die Fahrzeuge beschädigt, weil Eisklumpen während der Fahrt von den Zügen abfallen und den Schotter im Gleisbett gegen den Unterboden schleudern.

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