Szenische Lesung gegen Rechtsextremismus

Neuköllner Bündnis »Miteinander für Demokratie, Respekt und Vielfalt« stellte sich vor

  • Antje Stiebitz
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Schüler in der Turnhalle der Evangelischen Schule in Neukölln werden mucksmäuschenstill. Drei Schauspieler des GRIPS-Theaters haben ihre szenische Lesung »Ab heute heißt Du Sara« begonnen.

Die Vorstellung gehört zur Auftaktveranstaltung des »Bündnis Neukölln: Miteinander für Demokratie, Respekt und Vielfalt«, zudem sich zahlreiche Organisationen, Unternehmen, private und bezirkliche Einrichtungen zusammengeschlossen haben. Das Bündnis wendet sich gegen Diskriminierung aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung oder sexueller Identität. Es hat sich gegründet, weil es immer wieder Propaganda und gewalttätige Aktivitäten von Rechtsextremisten im Bezirk gab. Seit zirka einem Jahr trifft sich das Bündnis einmal monatlich.

Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) wendet sich an die Schüler und erzählt, er sei in Neukölln geboren worden und habe immer gerne hier gelebt. Es gebe allerdings einige, die sein Wohlfühlen im Bezirk störten, indem sie Menschen wegen ihrer Andersartigkeit angriffen. »Überfälle haben kein Niveau. Lasst das nicht zu! Wir müssen auf kulturvolle Art und Weise um den richtigen Weg ringen«, appelliert er an alle Anwesenden.

Neukölln sei schon immer bunt und Heimat für Migranten gewesen, erläutert Gabriele Vonnekold, Jugend-Bezirksstadträtin (Grüne): »Es ist auch nicht immer leicht gewesen, sich zu arrangieren.« Vonnekold beruft sich auf das deutsche Grundgesetz. Hier seien Grundrechte formuliert, die für alle gelten und nicht zu diskutieren seien. »Wir sind nicht nur gegen Rechts, sondern vor allem für Demokratie.«

Die Schüler lauschen den Dialogen und erzählenden Elementen der Schauspieler. Sie beschreiben die biografischen Erfahrungen von Inge Deutschkron (»Ich trug den gelben Stern«). Die junge Berlinerin wird erst durch die Nationalsozialisten mit ihrem Jüdisch-Sein konfrontiert. Sie wehrt sich keck gegen die Diskriminierung und entlarvt die absurde Nazi-Ideologie. Doch ihre Lebensbedingungen werden immer bedrückender. Aus Angst vor Deportation und Verhaftung taucht sie gemeinsam mit ihrer Mutter unter und gehört zu den 1423 Berliner Juden, die das Hitler-Regime überleben.

»Wir wollten den Schülern Rechtsextremismus im historischen Kontext zeigen«, erklärt Julia Hörning vom multikulturellen Jugend Neukölln e.V., »und hoffen, dass sie sich so mit dem Thema beschäftigen und aktiv werden.« Dies sei die erste Schule, in der das Stück gezeigt wird, aber sie wollen es an allen Neuköllner Schulen aufführen.

Das Bündnis versucht ständig, neue Mitglieder zu gewinnen. Treffen werden genutzt, sich über Entwicklungen auszutauschen, die die Demokratie gefährden. Gemeinsam organisiert werden Kampagnen und Proteste.

Bündnis Neukölln, c/o IBBC e.V., Werbellinstr. 42, 12053 Berlin

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