Peer Gynt wird gerettet

Hannover-Festival:

  • Volker Trauth
  • Lesedauer: 2 Min.

Kürzlich beim internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestival »Hart am Wind« in Hannover (inssamt 18 Produktionen waren zu sehen): »Ich bin der wahre Superstar« – so ruft in einer Mischung von sympathischer Prahlerei und Selbstironie der Held in der Produktion »Ich, Peer Gynt« vom Bremer Moks-Theater, einer jugendgemäßen Adaption von Ibsens gewaltigem philosophisch-symbolischen Versdrama.

Dieser Peer ist kaum älter als das begeistert mitgehende jugendliche Publikum. Vorher hat er schon per Handschlag die Zuschauer begrüßt und anschließend wird er, erschauernd vor der eigenen Größe, auf die »Peer-Gynt-Suite« verweisen, die ihm zu Ehren komponiert worden ist und wird zu deren Aufführung die Musiker der Bremer Kammerphilharmonie auf die Bühne bitten.

Hatte Mutter Aases besorgter Befund Peers Weg zum Kapitalisten, zum skrupellosen Investor und zum Leuteschinder vorgezeichnet, so wird jetzt schon angedeutet, dass dieser Peer noch zu retten sein wird. Aus dem Sündenfall eines Fantasten hin zum egoistischen Kapitalisten wird hier die Selbstfindung eines jungen Mannes.

Regisseur Michael Talke hat das Riesenstück auf eine Spieldauer von knapp 100 Minuten gebracht und Peers Parforceritt vom norwegischen Gebirgsgrat über die Küste von Marokko, die Wüste Sahara, das Irrenhaus von Kairo und zurück fast ausschließlich in Mutter Aases Hütte verlegt. Das glaubhafte Spiel der jungen Schauspieler lässt kaum Langeweile aufkommen. Herausragend Matthias Bleier als Peer. Der hat Charme und Power und in wenigen verstörenden Momenten auch die zynische Kälte, die das Ibsensche Original in den Abgrund führt.

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