Bibliotheken der Kulturen

Beratung auch in russischer und vietnamesischer Sprache

  • Hans-Jürgen Neßnau
  • Lesedauer: 2 Min.

Die vier Lichtenberger Bibliotheken bauen ihre fremdsprachigen Angebote aus. Sie entwickeln gezielt Medienbestände und Veranstaltungen, die das Verständnis zwischen den Kulturen fördern. Von den 250 000 Bewohnern des Bezirks stammen etwa 40 000 Menschen aus insgesamt 150 Ländern. Mit 4000 stellen die Vietnamesen den größten Anteil. Aus der Russischen Förderation kamen mittlerweile 1900 Menschen nach Lichtenberg. Speziell für sie arbeiten in den Bibliotheken drei russisch- beziehungsweise vietnamesischsprachige Mitarbeiter.

Sie betreuen Medienbestände, erleichtern Besuchern mit Sprachbarrieren den Zugang zum deutschsprachigen Angebot. Die drei Frauen helfen bei Anmeldungen und sind Ansprechpartner für Alltagsfragen. »Viele bringen Behördenbriefe von zu Hause mit, alles Mögliche, häufig geht es um Übersetzungen«, berichtete Elvira Ullmann. Montags, dienstags und mittwochs arbeitet sie in der Anton-Saefkow-Bibliothek am gleichnamigen Platz, donnerstags und freitags in der Bodo-Uhse-Bibliothek am Tierpark. Daneben kaufe sie russische Bücher in der Stadt, so bei der Gelikon Europe GmbH in der Kantstraße, und erfasse sie im Bibliothekscomputer. Denn nicht nur Lichtenberger würden von den Offerten des Bezirks profitieren. Über den elektronischen Verbund VÖBB ist man mit allen öffentlichen Berliner Bibliotheken vernetzt.

»Das Veranstaltungsprogramm der Lichtenberger Bibliotheken wird durch Lesungen, Konzerte und Ausstellungen mit russischen oder vietnamesischen Künstlern bereichert«, berichtet Ullmann. Am 19. März steigt in der Bodo-Uhse-Bibliothek ein Frühlingsfest. Immer schwerer werde es allerdings von Jahr zu Jahr, ihre russischen Landsleute für Lesungen in den Bibliotheken zu interessieren.

Gut nachgefragt seien hingegen Medien zu Themen, die die interkulturelle Kompetenz verbessern und rechtsextremen Tendenzen entgegenwirken, weiß Elisabeth Gnausch, Leiterin der Bodo-Uhse-Bibliothek. Hier wurde am 13. März 2008 die »Interkulturelle Mediathek« eröffnet. Neben Romanen und Erzählungen von in Deutschland lebenden Autoren anderer Herkunft und Kulturen würden sich hier aufklärende Titel gegen Rechtsextremismus, Jugendgewalt und zur Geschichte des Nationalsozialismus, ebenso Beiträge zum Thema Religion mit dem Schwerpunkt Islam befinden. Das Angebot umfasst sowohl Sachbücher, Belletristik, Kinder- und Jugendbücher als auch CDs und DVDs, darunter beispielsweise das Buch »Die Welt bei uns zu Hause: Fremdbilder im Alltag« von Ortrud Krickau oder Detlev Bucks Film »Knallhart«.

Besonderes Augenmerk wird auf die Spracherziehung und -förderung in Elternhaus und Schule, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, auf originalsprachige Hörbücher, DVDs und CDs in Russisch und Vietnamesisch gelegt. Für Vorschulgruppen steht eine Medienbox zu »Respekt und Toleranz« zur Ausleihe bereit.

Info im Netz: www.stadtbibliothek-berlin-lichtenberg.de

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