Luxus in Ruinen

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Angesichts immer weiterer von Kirchenhirten begangener Verfehlungen, die machtvoll an die Öffentlichkeit streben, erscheint die Ankunft des katholischen »Beichtmobils« eher bedrohlich als erlösend. Ab 27. März soll der rollende Bekenntnis-Stuhl im Minibus auf dem Ludwigkirchplatz ausgerechnet Jugendliche ins verdunkelte Innere locken. »Steig nicht zu fremden Männern ins Auto«, möchte man da, die eigene Mutter zitierend, dem Nachwuchs zurufen. Durchaus Realitätssinn bewiesen die Oberen aber bei der Namenswahl für das die Aktion betreuende Hilfswerk: »Kirche in Not«.

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Einen gesunden Sinn fürs Praktische und ausgeprägten Hang zu (legalen) Aufputschmitteln offenbarte eine Mitarbeiterin von Verbraucherschutzsenatorin Katrin Lompscher (LINKE) beim Weltverbrauchertag in dieser Woche. Auf die Frage, ob sie ihren Kaffee in der (jeweils vorhandenen) konventionellen oder der fair gehandelten Variante trinken möchte, antwortete sie erfrischend unverstellt: »Egal, Hauptsache Koffein.«

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Das Luxushotel Adlon für 10 000 Euro im Monat zu mieten, hat das Kunsthaus Tacheles den Eigentümern der Edelimmobilie am Pariser Platz angeboten. Hintergrund: Laut Offenem Brief der Künstler haben die Hotelbetreiber seit drei Jahren keine Miete für den riesigen Südflügel bezahlt, während man den Künstlern 17 000 Euro pro Monat abknöpfen wolle. Für die betuchten Hoteliers gäbe es bei dem Deal nur einen Haken: In Zukunft müssten die Besucher des exklusiven China Clubs und der anderen vier im Adlon beherbergten Restaurants in die Kreativ-Ruine an der Oranienburger Straße pilgern.

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