Eine Welt aus bunten Stoffen

Collagen der Textilkünstlerin Helga Graupner in der Friedrichshainer Alten Feuerwache ausgestellt

  • Uta Herrmann
  • Lesedauer: 3 Min.
»Gute Bilder sind Bekenntnisse« – Ausstellung der Graupner-Werke
»Gute Bilder sind Bekenntnisse« – Ausstellung der Graupner-Werke

Unter dem Titel »Gute Bilder sind Bekenntnisse« widmet sich die diesjährige Ausstellung der Reihe »von mir aus« der im August 2009 verstorbenen Textilkünstlerin Helga Graupner. Seit 2004 werden im Projektraum der Alten Feuerwache an der Weberwiese im März Positionen und Werk von Künstlerinnen aus Friedrichshain-Kreuzberg ausgestellt. Die 1931 in Naunhof Geborene war eine Friedrichshainerin.

Oft sah man die Künstlerin mit großen Bilderrahmen unterm Arm im Kiez – auf dem Weg in ihr Atelier hoch über den Dächern der Stadt nahe am Frankfurter Tor, zu einem ihrer Kurse und Workshops für Jugendliche oder in Vorbereitung einer Ausstellung. Sie schien immer in Eile und war auch als weit über 70-Jährige eine anregende, leidenschaftliche Frau und Künstlerin.

Ihre Bilder sind Bekenntnisse ganz eigener Art, die ihre einstige Schülerin Petra Helbig für diese Ausstellung zusammenstellte. »Auch wenn überwiegend Collagen aus den letzten zwei Jahrzehnten gezeigt werden, so habe ich auch einige ältere Skizzen ausgewählt, weil sie so zauberhaft sind.« Wunderschön sind auch die »Rote und Grüne Komposition« oder die Collagen aus textilem Material und handgeschöpftem Papier.

Ihre bildlichen Kompositionen faszinieren und bestimmen die Ausstellung, die dennoch weit mehr bietet. So sind private Fotografien am Monitor zu sehen. In einer Vitrine sind neben den von ihr verfassten Kinderbüchern Veröffentlichungen in DDR-Publikationen, Lehrbriefe für das Zentralhaus für Kultur in Leipzig oder auch das Studienbuch der Studentin Petra Helbig ausgestellt. Darüber hinaus erhält der Besucher Einblicke in ihre zahlreichen Ausstellungen und in ihre Tätigkeit im Fachverband Textilunterricht e.V. Landesgruppe Brandenburg. Scheinbar wahllos ausgebreitet auf einem großen Tisch unter Glas finden sich Notizen, Gedanken und Skizzen der Künstlerin.

Helga Graupner begründete in der DDR die Aus- und Weiterbildung im Fachbereich Textilgestaltung. Sie selbst hatte den Beruf einer Tapisseristin – die Bezeichnung für eine in der Herstellung feiner Handarbeiten ausgebildeten Frau – erlernt und Textilgestaltung mit der Fachrichtung Bildtextil studiert. Eines ihrer Anliegen war es, »sehen zu lehren und Kreativität zu fördern«. Mehrere Generationen von Zirkelleiterinnen profitierten von ihren Ideen, ihrem Wissen und Können. Es ist auch ihr Verdienst, dass die Textilgestaltung von hohem künstlerischen Niveau eine Massenbasis erreichte. Große Wandgestaltungen für den öffentlichen Raum entstanden unter ihrer Leitung mit Absolventen der Spezialschulausbildung. Nach 1990 war sie Mitinitiatorin der Textilwerkstatt e.V. in Friedrichshain mit Kursangeboten, Workshops und Sommerschulen.

Als Helga Graupner Ende 2007 ihr Atelier in der Karl-Marx-Allee verlassen musste, bot ihr die Rosa-Luxemburg-Stiftung Arbeitsräume an. Ein Teil ihres Nachlasses – ein weiterer ist im Museum Europäische Kulturen – befindet sich in der Stiftung, die ihr zum Gedenken ein Kolloquium für alle Interessierten mit filmischen Impressionen, Vorträgen und Ausstellungsrundgang in der Alten Feuerwache veranstaltet.

Ausstellung bis 9. 4. 2010, Alte Feuerwache, Marchlewskistraße 6, Friedrichshain, Di.-Do. 14-19, Fr.-Sa. 14-20 Uhr, Eintritt frei. Kolloquium 27. 3., 11-16 Uhr, Franz-Mehring-Platz 1, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Seminarraum 1

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