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Ausgeliefert

Manuel Noriega / Panamas einstiger Militärchef wurde aus USA-Haft nach Frankreich ausgeliefert

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die USA haben sich ihres politischen Gefangenen Nr. 1 entledigt. Gestern wurde Manuel Antonio Noriega Moreno von den Justizbehörden nach Frankreich abgeschoben. Noriega, von 1983 bis 1989 starker Mann Panamas, war 1989 in die USA verschleppt und dort wegen Drogenhandels zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Bis dato saß er in der Bundeshaftanstalt von Miami. Paris hatte Noriega in den 90er Jahren in Abwesenheit wegen Geldwäsche und Drogengeschäften zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Nachdem die USA-Justiz Noriegas Strafe wegen guter Führung reduziert hatte, lieferte sie ihn nun nach Paris aus. Soweit der formaljuristische Teil der Geschichte, der nichts davon verrät,, dass der Fall Noriega zu den für die USA typischen schmutzigen Intrigen in Mittelamerika gehört.

Dabei war Noriega lange ihr geschätzter Helfer. Als uneheliches Kind 1940 geboren, wuchs er in einem kirchlichen Heim auf und ging nach der Schule auf eine Militärakademie in Peru. Dort wurde das Pentagon auf ihn aufmerksam, bildete ihn in den USA in psychologischer Kriegführung aus und betrachtete den ehrgeizigen, intelligenten und redegewandten Offizier offenbar als wichtigen Verbündeten. Von CIA-Chef Casey erhielt Noriega bis in die 80er Jahre auch private Einladungen.

Dies änderte sich 1985. Seither warfen ihm die USA die Verstrickung in Rauschgiftgeschäfte vor – kaum zufällig kurz nachdem Noriega erstmals die Auflösung der »School of the Americas«, einer Art Diktatorenfarm der USA auf panamaischem Boden, gefordert hatte. Auch sonst verhielt sich General Noriega, inzwischen Kommandant der Nationalgarde, sehr »unamerikanisch«: Er unterstützte die Gründung von Basiskomitees und sprach mehrmals im Monat vor Tausenden Anhängern der ärmeren Schichten.

Im Dezember 1989 landeten die USA Invasionstruppen in Panama, angeblich allein deshalb, um Noriega zu verhaften. Nach elftägigen Kämpfen war die Regierung gestürzt. Noriega stellte sich. Seitdem ist er in Haft. Wenigstens einen politischen Erfolg hatte er dort erreicht. Auf Anordnung eines Bundesrichters mussten die USA ihm den Status eines Kriegsgefangenen zugestehen.

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