Pilzalarm in Goseck

Ältestes Sonnenobservatorium der Welt muss erneut nachgebaut werden

  • Lesedauer: 2 Min.

Weißenfels/Goseck (dpa/ND). Die Nachbildung des ältesten Sonnenobservatoriums der Welt in Goseck (Sachsen-Anhalt) muss nur viereinhalb Jahre nach der Eröffnung aufwendig erneuert werden. Ein Pilzbefall der Eichenstämme lasse das Holz verfaulen und mache den kompletten Austausch der zweieinhalb Meter hohen, kreisförmig angeordneten Palisadenzäune notwendig, sagte Landrat Harri Reiche in Weißenfels.

Die Kosten für den Landkreis bezifferte Reiche auf 220 000 Euro. Die Anlage wurde dort nachgebaut, wo vor 7000 Jahren das Original stand. Die Erneuerung übernehmen bis Ende Januar 2011 zehn Langzeitarbeitslose.

Auch die neuen Stämme werden nach Einschätzung des Landesmuseums für Vorgeschichte nicht für die Ewigkeit sein. »Holz in Erde fault immer«, sagte der Leiter der Restaurierungswerkstatt des Museums, Christian-Heinrich Wunderlich. »Auch die neue Konstruktion wird nicht ewig, sondern schätzungsweise 10 bis 15 Jahre halten.«

Für den neuen Palisadenzaun wurden 2000 Eichenstämme mit einem Durchmesser von 13 bis 18 Zentimetern geschlagen und per Hand geschält. Dann wurden sie mit einem Spezialverfahren imprägniert, zusätzlich mit einer Holzschutzlasur und teilweise mit einer Bitumenschicht überzogen. Der Austausch beginnt Ende Mai. Geplant ist auf dem Areal auch ein Kiesbett zur Entwässerung. Während der Arbeiten ist die Anlage weiterhin für Besucher zugänglich – zuletzt wurden jährlich 8000 Interessierte gezählt.

Mit Hilfe des Sonnenobservatoriums in Goseck konnten die Steinzeitmenschen bereits vor rund 7000 Jahren den längsten (21.6.) und den kürzesten Tag (21.12.) des Jahres feststellen. Zudem fanden Archäologen auf dem Gelände zwei Opfergruben mit Resten menschlicher Knochen. Das beweist, dass der Platz in der Steinzeit auch für Rituale genutzt wurde.

Die Umrisse der Anlage wurden 1991 bei einem Erkundungsflug eines Luftbildarchäologen entdeckt. Sie ist rund 25 Kilometer vom Fundort der 3600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra entfernt, welche die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt ist.

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