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Hausbesuch bei Kronprinzen's

Künftige Residenz der Thronfolger in Kopenhagen nach Restaurierung offen für Öffentlichkeit

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 3 Min.

Wohnung mit reichlich Platz und in bester zentraler Lage, neu renoviert für Kinderfamilie, mit Dachterrasse und Blick auf den Hafen, kein Verkehrslärm sowie eigenes Wachkorps rund um die Uhr. So in etwa könnte ein Wohnungsmakler eine Annonce für die gegenwärtig am meisten besuchte Wohnung in Kopenhagen formulieren. Und die Dänen und ihre Gäste nutzen die einmalige Möglichkeit und stehen dafür gerne an, wohl wissend, dass sie hier nicht einziehen können. Die attraktive Wohngelegenheit ist die künftige Residenz von Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary und ihren Kindern im Palais Frederiks VIII. am Schlossplatz von Amalienborg. Noch bis Ende Mai ist der Palais der Öffentlichkeit zugänglich, bis das Thronfolgerpaar dort einzieht.

Der Palais wurde von 2004 bis 2010 umfassend renoviert und in den Stand zurückversetzt, den Hofbaumeister Jørgen Hansen Koch dem Gebäude 1828 gab. Der damalige Kronprinz Frederik VII. war der erste königliche Bewohner, dem weitere folgten. Die letzten waren König Frederik IX. und Königin Ingrid. Letztere wohnte hier bis zu ihrem Tod im Jahr 2000. Die Arbeiten kosteten insgesamt 30 Millionen Euro und wurden über den Staatshaushalt finanziert. Auch wenn die Apanage des Kronprinzenpaares weit über dem Durchschnittseinkommen eines Dänen liegt, sind Ausgaben solcher Art jedoch außerhalb der finanziellen Reichweite selbst der vornehmsten Familie des Landes. Doch das Gebäude hat, zusammen mit dem übrigen Ensemble um den Schlossplatz herum, auch den Status von Kulturerbe und ist eine der touristischen Hauptattraktionen des Landes. Zudem wird es nicht nur als Wohnsitz des Thronfolgerpaares dienen, sondern auch für repräsentative Aufgaben genutzt werden. Die durchgreifende Modernisierung der Heizungsanlage, Isolierung nach modernem Standard und ein neues Stromnetz bildeten die größten Posten.

Bei einem Rundgang, der etwa eine Stunde dauert, kommt man nicht um Ahs und Ohs herum. Der Palais ist mit viel Liebe und Freude am Detail rekonstruiert worden. Die Malereien, Stuckarbeiten, Türen und Paneele sind eine Augenweide. Doch es war nicht der Wunsch von Frede und Mary, wie das Paar im Volksmund genannt wird, in einem Museum zu leben. Deshalb wurden verschiedene Räume mit moderner Kunst in verschiedenen Stilarten verschönert. Überwältigend ist beispielsweise das Vestibül, dessen Wände im Stil einer Schultafel gestaltet wurden, das die Weltkarte zeigt. Um die Herkunft des Paares zu unterstreichen, bekam Tasmanien, Marys Heimat, eine halbe Wand für sich. Im ersten Moment guckt man etwas verwirrt auf die anderen Kontinente, die vertraut und doch anders aussehen – weil sie auf dem Kopf gemalt wurden. Aber so sieht die Erdkugel nun einmal aus von Australien gesehen. Platz für Ironie war auch, wenn auf der Dänemarkkarte, scheinbar mit Schulkreide geschrieben, steht: Bornholm nicht vergessen! Das ist eine Anspielung darauf, dass die Insel auf Dänemark-Karten immer in eine Ecke geklemmt gezeichnet wird. Auf einem Wandgemälde wird ein Soldat von einer Explosion in die Luft geschleudert. Und das Ganze geht in einer nahöstlichen Landschaft vor sich. Frederik ist selbst Offizier und spielt damit auf den Einsatz dänischer Truppen in Irak an.

Je nach Lust und Laune kann man anschließend noch das Amalienborg-Museum wenige Schritte entfernt besuchen, das das Leben der Königsfamilie in den letzten Generationen schildert, oder die sehenswerte Marmorkirche, die Hauskirche der Königsfamilie besuchen.

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