Eberswalde nazifrei?

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Der 20-jährige Sebastian Walter ist LINKE-Kreisvorsitzender im Barnim.
Der 20-jährige Sebastian Walter ist LINKE-Kreisvorsitzender im Barnim.

ND: Die rechtsextreme Kameradschaft Märkisch Oder Barnim will jedes Wochenende in einer anderen ostbrandenburgischen Stadt marschieren. Am Sonnabend ist Eberswalde dran. Was haben die Neonazis dort vor?
Walter: Sie wollen gegen angebliche linke Gewalt demonstrieren, und das ausgerechnet in einer Stadt, in der zwei Menschen von Neonazis umgebracht worden sind. In der Nacht zum 25. November 1990 verprügelten rechtsextreme Jugendliche den angolanischen Vertragsarbeiter Amadeu Antonio Kiowa, der ins Koma fiel und zwei Wochen später starb. Vor ziemlich genau zehn Jahren stieß ein Neonazi den Punk Falko Lüdtke vor ein Taxi. Falko Lüdtke erlag seinen Verletzungen.

Am vergangenen Wochenende gelang es dem Bündnis »Brandenburg nazifrei«, den Aufmarsch der Kameradschaft in Bernau zu verhindern. Im Internet erklären die Neonazis nun, dies werde den Linken nicht wieder gelingen. Was sagen Sie dazu?
Zunächst einmal besteht das Bündnis nicht nur aus Linken. Das Spektrum reicht von CDU-Leuten bis zu Antifagruppen. Wir wollen hier in Eberswalde keine Rechtsextremisten. Wir möchten Gesicht zeigen und den Aufmarsch auch – ebenso wie in Bernau – mit Mitteln des zivilen Ungehorsams verhindern. Dafür benötigen wir viele Menschen, die sich an den Gegendemonstrationen beteiligen.

Was ist geplant?
Unsere Aktionen beginnen um 10 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz mit einem Willkommensfest der Fachhochschule für nachhaltige Entwicklung unter dem Motto: »Willkommen in Eberswalde – auf Nazis verzichten wir«. Gleichzeitig soll es eine Kundgebung an der Zufahrtsstraße zum Busbahnhof, dem Sammelplatz der Kameradschaft, geben. Auf einer Bühne spielen Musikgruppen. Es sprechen die Landtagsabgeordneten Axel Vogel (Grüne) und Michael-Egidius Luthardt (LINKE) sowie Hochschulpräsident Wilhelm-Günther Vahrson. Außerdem gibt es ein Zeitfahrrennen von Radsportvereinen, um die Innenstadt zu besetzen, und FDP-Bürgermeister Friedhelm Boginski erhält den Staffelstab für die nächste Tour de Tolerance überreicht. Sie wird wie vor zehn Jahren diesmal wieder in Eberswalde starten.

Der harte Kern der Kameradschaft Märkisch Oder Barnim gilt als nicht besonders groß. Hat sie in Eberswalde überhaupt Anhänger?
Ja, es gibt hier Leute, die in der Kameradschaft sind, und die halten Verbindung zu den Parteien NPD und DVU.

Interview: Andreas Fritsche

www.brandenburg-nazifrei.de

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