Agentenchef

James Clapper wird es – wie jeder Insider – schwer haben mit den 16 US-Geheimdiensten

  • Lesedauer: 2 Min.

US-Präsident Obama ernannte den früheren General James Clapper zum neuen Geheimdienstkoordinator des Landes. Clapper folgt auf Dennis Blair, der – wie seine Vorgänger – die Erfahrung machen musste, dass sich die Koordinator-Position vor allem für eines eignet, nämlich im Versagensfall Sündenbock zu sein. Blair waren nach dem versuchten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten 2009 von Obama »katastrophale« Pannen und »Fehler im System« vorgeworfen worden.

Seit gut zwei Wochen war die Position unbesetzt. Nun versucht sich der 69jährige Clapper. Obama nutzte eine Veranstaltung der Vietnam-Veteran, um Clapper näher ans Amt zu schieben. Nach vier Jahrzehnten im Dienste der USA, so der Präsident, sei er einer der »erfahrensten und angesehensten« Geheimdienstmitarbeiter, lobte er und betonte, Clapper »besitzt eine Eigenschaft, die ich bei all meinen Beratern schätze: den Willen, den Verantwortlichen zu sagen, was sie wissen müssen, auch wenn sie das nicht hören wollen«. Obama forderte den Senat auf, diesen Vorschlang rasch abzusegnen.

Das mit dem Widerspruchsgeist hält sich in Grenzen. Der Vietnam-Veteran befürwortete den Afghanistan-Einsatz ebenso wie den Irak-Krieg. Insgesamt 32 Jahre lang diente Clapper bei der US-Air-Force und war dort unter anderem mit Geheimdienstaufgaben in Korea und während des ersten Golfkriegs betraut. 1995 verließ er die Luftwaffe und arbeitete als Berater für private Sicherheitsunternehmen. 2001 wurde er als erster Zivilist zum Chef der Nationalen Agentur für Geographische Aufklärung ernannt. Er lehrte an der konservativen Georgetown University und war ab 2007 im Pentagon-Staatssekretär für Geheimdienste zuständig. Er galt als einer der wichtigsten Berater von Verteidigungsminister Gates. Und das lässt – was rechtsstaatliches Handeln betrifft – nicht nur Gutes ahnen.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde der Posten des Nationalen Geheimdienstdirektors geschaffen. Er hat die Aufsicht über 16 Dienste und über offiziell 200 000 Mitarbeiter. Clapper zeigte sich spontan gerührt von der Ernennung, »geehrt aber auch etwas eingeschüchtert« durch das Ausmaß der Verantwortung. René Heilig

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