Rettung für die ARD?

Jauch-Wechsel:

  • Heiko Hilker
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass es Veränderungen in der Abendschiene des Ersten geben könne, zeichnete sich schon zur ARD-Intendantensitzung im April in Leipzig ab. Während man groß mit je eigener Pressemitteilung die Verpflichtung von Mehmet Scholl als ARD-WM-Fußballexperten sowie die Vertragsverlängerung von Ingo Zamperoni für das »nachtmagazin« verkündete, schwiegen sich die Intendanten über die Verträge mit Anne Will und Frank Plasberg aus. Wie der Berliner »Tagesspiegel« damals vermeldete, seien deren Verträge jeweils nur um ein Jahr bis Herbst 2011 verlängert worden, mit der Option, die Verträge 2011 um ein weiteres Jahr bis 2012 zu verlängern. Noch am Montag, nach der letzten Talksendung von Anne Will vor der Sommerpause, vermeldete die ARD steigende Zuschauerzahlen. Seit Jahresbeginn sahen im Schnitt 4,22 Millionen Zuschauer zu. 2009 waren es durchschnittlich 3,8 Millionen, im Jahr 2008 kam man auf 3,6 Millionen.

Doch Anne Will soll im Herbst 2011 Günther Jauch weichen, der gleich einen ARD-Vertrag für drei Jahre bekommt. Allerdings wird er nicht exklusiv für die ARD tätig sein. Auch wenn er die Moderation von »Stern TV« im Laufe des Jahres 2011 auslaufen lässt, soll er für RTL weiter die Quizshow »Wer wird Millionär?« prägen. Seine Firma »I & U TV« arbeitet weiterhin für RTL aber auch für ZDF und die ARD. In den letzten Jahren habe die Firma zunehmend Aufträge aus der ARD erhalten. So produzierte man auch die Shows zum 60. Geburtstag der ARD, die in der Woche vor der Leipziger Intendantensitzung platziert wurden. Über Jauchs Vergütung schweigt sich der Sender aus. Peter Boudgoust behauptet gar, dass für den Gebührenzahler keine zusätzlichen Kosten entstehen. Sicher, die Rundfunkgebühr bleibt gleich. Doch muss nicht jemand anderes aus ARD-Diensten »entlassen« werden, wenn es »keinen Cent mehr« kosten soll?

Davon ist bisher nichts bekannt. Dass Günther Jauch als One-Dollar-Man kommt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Obwohl er es sich angesichts der finanziellen Lage seiner Firma vielleicht leisten könnte. Laut Süddeutscher Zeitung hatte diese im Jahre 2007 einen Jahresumsatz von 35,3 Millionen Euro und einen Gewinn von 6,2 Millionen Euro. Fest steht: besser hätte man die Termin nicht wählen können. Günther Jauchs ARD-Verpflichtung wird von der Gebührenmodelldebatte überlagert. Er kommt zu seinen Bedingungen, die ihm im Jahre 2007 noch aus der ARD heraus verwehrt wurden. Das »journalistische Eigengewächs« Anne Will wird trotz zunehmender Akzeptanz abgeschoben und somit nachträglich zur Zwischenlösung degradiert. Nach Stefan Raab ist Günther Jauch der zweite Fernsehmann, der für private und öffentlich-rechtliche Sender gleichzeitig arbeitet. Das könnte übrigens der Zukunftstrend sein.

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