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BBI öffnet sieben Monate später

Flughafen kostet über 100 Millionen Euro mehr, trotzdem soll er nicht teurer werden

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) wird sieben Monate später eröffnet als geplant. Statt am 30. Oktober 2011 soll nun am 3. Juni 2012 das erste Flugzeug vom neuen Großflughafen abheben. Das hat gestern der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft (FBS) entschieden. Durch die Verschiebung entstehen der Flughafengesellschaft zusätzliche Kosten in Höhe von 138 Millionen Euro.

Es wäre zu riskant, den ursprünglichen Termin halten zu wollen, »weil wir nicht ausschließen können, dass wir mehr Zeit brauchen«, so der Regierende Bürgermeister und FBS-Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD). Der neue Termin sei ein »guter Kompromiss aus vorausschauender Planung und weiterhin zügiger Realisierung des Airports«.

Mit der Verschiebung des Termins ziehen Berlin, Brandenburg und der Bund als Flughafengesellschafter die Konsequenz aus der Verzögerung der Bauarbeiten, die durch die Insolvenz der IKG-IGR Ingenieurgesellschaft Kruck, die für die Planung der Technischen Ausrüstung des Terminals zuständig war, eingetreten ist. Außerdem müssen die neuen Vorschriften der EU umgesetzt werden, die ab April 2013 wieder Flüssigkeiten im Handgepäck erlauben. Dafür werden Kontrollgeräte gebraucht, die doppelt so viel Platz benötigen als die bisherigen. Deshalb wird der Kontrollbereich jetzt nochmals umgeplant, damit die Anlagen nicht kurz nach der Eröffnung bei laufendem Betrieb wieder umgebaut werden müssen. So werden nun rechts und links des Empfangsgebäudes zusätzlich zwei zehn Meter hohe Pavillons mit 600 Quadratmeter Fläche errichtet, um Platz für die Sicherheitskontrollen zu schaffen.

Für Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hält sich die Verzögerung im Rahmen. Es habe aber keinen Sinn, »einen Eröffnungstermin um jeden Preis halten zu wollen«. Man wolle den Airlines »keine Übergangslösung, keine Baustelle« bieten. Der Bau befinde sich aber weiter in einer schwierigen Phase. Der Vertreter des Bundes, Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba, mahnte, es dürfe nun keine Verzögerungen mehr geben.

Allein der Bau der Pavillons kostet 50 Millionen Euro, hinzu kommen weitere 62 Millionen für »terminsichernde« Maßnahmen wie die Anpassung des Bauablaufs, so Wowereit. Außerdem entgingen dem Flughafen in den sieben Monaten Verschiebung etwa 26 Millionen Euro an Einnahmen. Trotz der Mehrkosten soll der Finanzierungsrahmen des Projekts mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Milliarden Euro nicht erhöht werden. Das werde im bestehenden Finanzierungsrahmen abgedeckt, ohne neues Geld von den Gesellschaftern, sagte Wowereit. Laut Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz seien für solche Fälle Budgetreserven gebildet worden, die nun ausgeschöpft würden.

Die Verkehrsexpertin der Berliner Linkspartei, Jutta Matuschek, nannte die Verschiebung eine »sachgerechte Entscheidung«, die die veränderten Anforderungen an den Sicherheitsbereich berücksichtige. Die Opposition im Abgeordnetenhaus dagegen sprach von einer Schlappe für Wowereit, der »von Anfang an einen unrealistischen Zeitplan verfolgt« habe, so die Grünen. Die CDU sprach von einem »schweren Schaden für die Region und Berlin als Wirtschaftsstandort«.

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