Haupt- können Mittelschulen werden

Bayern: Schwarz-gelbe Landtagsmehrheit beschließt umstrittene Reform

  • Lesedauer: 2 Min.
Das Mittelschulkonzept von Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ist endgültig beschlossene Sache. Der Landtag stimmte am Mittwoch dem Gesetzespaket mit den Stimmen der CSU und der FDP zu.

München (dpa/ND). Der Großteil der knapp 1000 Hauptschulen im Freistaat wird sich im kommenden Schuljahr zu sogenannten Mittelschulen umwandeln oder zu Schulverbünden zusammenschließen. Nachdem die Planungen dafür schon lange liefen, machte der Landtag nun kurz vor der Sommerpause den Weg für das umstrittene Reformpaket der Staatsregierung endgültig frei. Die Koalitionsfraktionen CSU und FDP stimmten am Mittwoch für den Gesetzentwurf von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU).

Die Opposition votierte dagegen und übte scharfe Kritik an der Reform. Die SPD etwa warf dem Minister Ignoranz vor, denn viele Eltern lehnten die Schulform der Hauptschule ab – und die neue Mittelschule sei lediglich eine »kosmetische Änderung«.

Spaenle verteidigte sein Mittelschulkonzept als »Eckpfeiler der Bildungspolitik«. Die Mittelschule sei eine qualitative Weiterentwicklung der Hauptschule. Er rechnet damit, dass rund zwei Drittel der Hauptschulen die Umwandlung in die Mittelschule wollen. Mit dem Mittelschulkonzept will die Schwarz-Gelb die Zukunft der Hauptschulen auch auf dem Land sichern und weitere Schulschließungen vermeiden. Zudem will sie damit das dreigliedrige Schulsystem in Bayern festigen. Dass sich nun mehrere Hauptschulen, vor allem im ländlichen Raum, zu einem Verbund zusammenzuschließen können, sichere ein wohnortnahes Schulangebot und sei ein Stück »Lebensqualität«, so Spaenle.

Der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Landtag, Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD), verwies darauf, dass in den vergangenen Jahren 700 Hauptschulen im gesamten Freistaat geschlossen worden seien. Der Minister sei kein »Retter der Hauptschulen«. Und während Spaenle den Rückgang der Schülerzahlen an Hauptschulen vor allem mit dem allgemeinen Geburtenrückgang begründete, sieht die Opposition darin die ablehnende Haltung der Eltern gegenüber den Hauptschulen belegt.

Das neue Gesetz sieht vor, dass sich Hauptschulen künftig zu sogenannten Mittelschulen umwandeln dürfen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. Sie müssen etwa verschiedene berufsorientierende Profile anbieten und einen mittleren Bildungsabschluss auf dem Niveau von Realschulen ermöglichen. Um an dieses Niveau heranzukommen, solle es künftig auch zusätzlichen Förderunterricht in den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Mathe ab Klasse fünf geben, sagte Spaenle. Während CSU-Bildungspolitiker Georg Eisenreich lobte, dass Hauptschulen freiwillig entscheiden können, ob sie zur Mittelschule werden, sieht die SPD darin eine Schwierigkeit für Arbeitgeber. Diese könnten nicht zwischen den mittleren Abschlüssen von Haupt- und Mittelschulen unterscheiden, sagte der SPD-Bildungspolitiker Martin Güll.

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