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Ob der gut geht?

Innensenator wird neuer Erster in Hamburg

  • Volker Stahl
  • Lesedauer: 2 Min.

Ob das gut geht? Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU), ein entschiedener Verfechter von Law & Order, der so gar nicht dem liberal-weltoffenen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust ähnlich ist, soll dessen Nachfolger werden und die erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene am Leben erhalten. So will es jedenfalls der CDU-Landesvorstand. Gestern Abend segnete die Bürgerschaftsfraktion die Nominierung des 40-Jährigen ab. Doch die größte Hürde, die der durchsetzungsfähige Jurist überwinden muss, ist grün angestrichen – es ist die Basis der Grün-Alternativen Liste (GAL). Wenn der Otto-Normal-Gallier Ahlhaus nicht will, wird der nicht Bürgermeister und es gibt Neuwahlen.

Ob Ahlhaus, der statt des liberalen Sozialsenators Dietrich Wersich nominiert wurde, wirklich der richtige Kandidat ist, bezweifeln sogar Parteikollegen. »Er kommt nun nicht gerade aus Hamburg«, rutschte es dem Hamburger CDU-Chef Frank-Thorsten Schira heraus, »aber er wird das schon machen.« Zwischentöne, die ungewollt Zweifel schüren an dem strebsamen Aufsteiger, der von außen kommt. Aus Heidelberg nämlich, wo er am 28. August 1969 geboren wurde.

Dass Ahlhaus am gleichen Tag wie Johann Wolfgang von Goethe Geburtstag hat, erschließt sich dem Astrologie-Gläubigen nicht auf Anhieb: Trotz Intelligenz, die ihm attestiert wird, ist Ahlhaus alles andere als ein Feingeist. Wenn es sein muss, kann der Mann mit den leicht angegrauten Schläfen schon mal kräftig auf den Karton hauen.

Ahlhaus stammt aus einer angesehenen, wohlhabenden Familie aus Heidelberg, wo er noch einen Zweitwohnsitz unterhält. Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er Jura und erhielt seine Zulassung als Rechtsanwalt. Mitglied in der CDU ist er seit 1985. 2001 heuerte er als Landesgeschäftsführer bei der Elbunion an und steuerte 2004 den Wahlkampf, der der CDU zum ersten Mal die absolute Mehrheit brachte. Anschließend stieg er zum innenpolitischen Sprecher der Fraktion auf und wurde nach einer Zwischenstation als Staatsrat 2008 Innensenator.

Bundesweit beachtet wurde der Karrierist vom rechten Flügel der Hamburger CDU, als er sich auf der Innenministerkonferenz für höhere Strafen für Übergriffe auf Polizisten eingesetzt hatte. »Eine wachsende Stadt muss auch eine sichere Stadt sein«, lautet Ahlhaus’ Credo. Das macht ihn zwar in Polizeikreisen beliebt, die Opposition aber bleibt skeptisch. Sie kreidet ihm fehlendes Augenmaß an. Denn sicherer wurde nur seine neu erworbene Villa, die er für rund eine Million Euro mit Überwachungstechnik ausstattet ließ – von Videokameras bis zu schusssicherem Fensterglas. Dass Polizeiwachen von Autonomen angegriffen, Autos in Serie abgefackelt wurden und die Schanzenfeste regelmäßig zu Gewaltorgien eskalieren, konnte auch Ahlhaus trotz markiger Worte nicht verhindern.

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