Moabit wird langsam aufgewertet
In den nächsten 15 Jahren werden in Park, Straßen und Plätze 26,7 Millionen Euro investiert
Das Gebiet um den Kleinen Tiergarten in Berlin-Moabit ist vor allem von Strukturschwäche, sozialen Problemen und Arbeitslosigkeit geprägt. Nun soll es für Anwohner und Investoren attraktiver gemacht werden. Doch bis das Vorhaben von Bezirk und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vollständig umgesetzt ist, kann es noch lange dauern. 15 Jahre sind angepeilt. Aus dem Programm »Aktive Stadtzentren« sollen in diesem Zeitraum 26,7 Millionen Euro von Bund und Land in die Projekte fließen.
Bis dahin soll »ein freundlicher Park entstehen, der zum Spielen und Erholen einlädt«, wie Staatssekretärin Hella Dunger-Löper (SPD) gestern bei einem Rundgang durch den Kiez vor Medienvertretern erklärte. Zudem müsse die nahe gelegene Turmstraße zu einer lebendigen Geschäftsstraße werden, so Dunger-Löper. Dafür werden voraussichtlich ab 2012 rund 1,9 Millionen Euro unter anderem für neue Mittelinseln und Radwege investiert.
Dass die Turmstraße nicht mit Einkaufsmeilen wie der Friedrichstraße oder auf dem Alexanderplatz konkurrieren kann, liegt auf der Hand. Statt Kaufhäusern und Boutiquen dominieren hier Ramschläden und Imbisse. Vergangenes Jahr schlossen das Kaufhaus Hertie sowie ein Woolworth Markt. Seitdem stehen die Gebäude leer. Zumindest im früheren Woolworth-Gebäude wird demnächst ein türkischer Supermarkt einziehen.
Auch die hinter dem Rathaus Tiergarten gelegene ArminiusMarkthalle leidet unter Leerstand. Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) hofft jedoch, dass dieser mit dem neuen Betreiber, der Zunft AG, ein Ende haben wird. »Es werden hier neue Stände eröffnen, unter anderem aus handwerklichen Bereichen sowie Fischhändler«, sagte Gothe. Zudem sei geplant, vor der Markthalle einen verkehrsberuhigten Bereich einzurichten, ergänzte Andreas Wilke vom Koordinationsbüro für Stadtentwicklung und Projektmanagement. Dieser könne dann durch neue Cafés attraktiver gemacht werden.
Zur Aufwertung des Kiezes soll auch eine Umgestaltung des Kleinen Tiergartens beitragen. Landschaftsarchitekt Tilman Latz, der den hierfür ausgeschriebenen Wettbewerb gewann, will neue Spielplätze und zusammenhängende Grünflächen schaffen. Durch mehr Licht soll eine angenehmere Atmosphäre entstehen. Außerdem geht es dabei um »soziale Kontrolle durch Sichtbarkeit«, so Latz. Den zahlreichen Alkoholikern soll damit ihr bisheriger Daueraufenthalt im Park erschwert werden.
Auf die Frage, wann die Umgestaltungen genau in Angriff genommen würden, hielten sich die Verantwortlichen teilweise bedeckt. Denn über einige Details werde noch mit den Anwohnern diskutiert. Und bis zum Abschluss der Projekte sind ja immerhin noch 15 Jahre Zeit.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.