Kampf um Russlands grüne Lunge

Solidaritätskampagne für Umweltschützer

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Derzeit bekommen die russischen Behörden aus vielen europäischen Ländern Protestbriefe. Darin wird die Freilassung von Alexej Gaskarow und Maxim Solopow gefordert. Die beiden Männer sind am 29. Juli 2010 unter dem Vorwurf des Landfriedensbruchs in Untersuchungshaft genommen worden. Sollten sie verurteilt werden, drohen ihnen Haftstrafen bis zu sieben Jahren.

Gaskarow und Solopow sollen mit hunderten weiteren Umweltschützern am 28. Juli im Moskauer Vorort Chimki an einer Spontandemonstration gegen die Rodung eines Waldstücks teilgenommen haben. Dabei wurden auch Gebäude der Stadtverwaltung mit Steinen und Feuerwerkskörpern attackiert. Obwohl der Sachschaden gering war, sorgte die Attacke in den russischen Medien für großes Aufsehen und setzte die Behörden unter Verfolgungsdruck. Nach Ansicht eines russischen Solidaritätskomitees wurden Gaskarow und Solopow verhaftet, weil sie seit Jahren auch öffentlich als Aktivisten der sozialen Bewegung aufgetreten sind. So haben sie sich gegen die Zunahme faschistischer Aktivitäten und die Diskriminierung von Ausländern in Russland engagiert.

Russische Umweltschützer sehen in den Verhaftungen der Männer auch einen Versuch, die wachsende russische Graswurzelbewegung zu disziplinieren. Die andauernden Proteste gegen die Abholzung des Chimki-Waldstücks werden als Beispiel für das neue Selbstbewusstsein von zivilgesellschaftlichen Organisationen interpretiert. Die Bäume sollen einer mautpflichtigen Autobahn zwischen Moskau und St. Petersburg weichen. Die Waldschützer bekommen zunehmend Unterstützung von Bürgern der russischen Hauptstadt, die für den Erhalt von Moskaus grüner Lunge eintreten.

Die Staatsmacht reagiert mit zunehmender Repression und sorgte damit für Schlagzeilen So wurden bei Protesten gegen die Waldabholzung am 23. Juli auch zwei Journalisten festgenommen. Der russische Journalistenverband protestierte gegen die Einschränkung der Pressefreiheit und forderte die Bestrafung der verantwortlichen Milizionäre.

Auch ein Protestcamp, mit dem Umweltschützer aus ganz Russland die Rodung des Waldstücks verhindern wollten, war Ende Juli 2010 von etwa 100 Maskierten überfallen worden. Im Anschluss nahm die Miliz einige der Umweltschützer fest. Durch die Verhaftung von Gaskarow und Solopow ist die Auseinandersetzung um das Waldstück nun auch über Russlands Grenzen hinaus bekannt geworden.

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