Erste Parade in Magdeburg

Schwule und Lesben in Sachsen-Anhalt und Thüringen feiern Christopher-Street-Day

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Magdeburg/Erfurt (dpa/ND). Lesben und Schwule in Sachsen-Anhalt haben am Samstag erstmals den Christopher-Street-Day mit einer Parade gefeiert. Zwar war der bunte Zug in Magdeburg nicht so opulent wie ähnliche Paraden in großen Metropolen, laut Polizei zogen aber rund 200 teils farbenfroh verkleidete Homosexuelle mit fantasievoll geschmückten Wagen durch die Stadt. Die »Pride Parade« war Höhepunkt einer Aktionswoche, mit der der Lesben- und Schwulenverband von Sachsen-Anhalt für Toleranz und gleiche Rechte warb. Dazu gab es seit 14. August Diskussionsrunden, Partys, eine Literatur- und eine Filmnacht.

Den Christopher-Street-Day begehen Lesben und Schwule seit fast 40 Jahren weltweit, er ist das Symbol ihres Kampfes gegen Diskriminierung. Wichtigste politische Forderung bei den Veranstaltungen und Paraden in Deutschland war in den vergangenen Wochen eine Erweiterung des Diskriminierungsverbots im Grundgesetz.

Homo-Ehe auch im Standesamt

In der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt feierten Homosexuelle ebenfalls am Samstag den diesjährigen Christopher-Street-Day. An einem Umzug durch die Altstadt beteiligten sich nach Angaben des Landesverbandes der Lesben und Schwulen (LSVD) bis zu 500 Menschen. Die Polizei sprach von weniger Teilnehmern. Verbandsvorstand Conrad Gliem bezeichnete am Rande der Veranstaltung die vom Land geplante Öffnung der Standesämter für Homo-Ehen als überfällig. »Das war ein langer und schwieriger Weg.« Thüringen sei bisher bundesweit »hochrotes Schlusslicht« bei der Gleichstellung Homosexueller. »Ich bin jetzt sehr optimistisch, dass sich das ändert.«

Auch in Thüringen sollen homosexuelle Paare von 2011 an auf den Standesämtern heiraten können. Die Landesregierung will im September einen entsprechenden Gesetzentwurf einbringen. Bisher dürfen Homosexuelle in Thüringen ihre Lebenspartnerschaft nur in den Ordnungsämtern eintragen lassen.

Sozialverbände, Aids-Hilfe und verschiedene Parteien hatten am Christopher-Street-Day im Stadtzentrum von Erfurt Informationsstände aufgebaut. Der LSVD erinnerte daran, dass Homosexuelle in vielen Lebensbereichen weiterhin benachteiligt würden. Das gelte etwa für das Adoptionsrecht oder einen erleichterten Zugang zu Samenspenden für gleichgeschlechtliche Paare mit Kinderwunsch. Homosexuelle dürften unter dem Vorwand der Aids-Gefahr auch kein Blut spenden. »Das ist eine Beleidigung sondergleichen«, empörte sich Gliem. Der Christopher-Street-Day wird in Erfurt seit 1991 begangen.

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