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Ingenieur wartet die Heizung der Friedenskirche

Die Frau von Altbischof Huber gab einen Bildband über märkische Gotteshäuser und ihre Hüter heraus

Gisela Werner schmückt die Kirche von Wulfersdorf mit Blumen aus ihrem Garten. Petra Fischer schrieb eine Chronik über die Kreuzkirche in Vierraden. Ingenieur Benno Freudenberg wartet die Heizung, das Geläut, die Uhr und die übrigen elektrischen Anlagen der Friedenskirche in Potsdam-Babelsberg. Wie Reiner Hempel für die Stadtpfarrkirche von Seelow handelt, so tun es andere Menschen anderswo: Hempel bewahrt die Schlüssel und lässt Besucher zur Besichtigung hinein.

Kara Huber, die Frau von Altbischof Wolfgang Huber, publizierte ein Buch über Gotteshäuser und über Menschen wie Gisela Werner und Petra Fischer, die sich um diese Häuser kümmern. Der Bildband heißt »Kirchen in Brandenburg und ihre Hüter«. Vorgestellt wird er am Sonntag um 11.30 Uhr in der Bernauer Stadtpfarrkirche St. Marien.

Auf den Turm von St. Marien schlich sich Peter Schlawitz in der Nacht zum 1. Mai 1933, um dort oben weithin sichtbar eine rote Fahne zu hissen. Er gehörte dem kommunistischen Jugendverband an, schreibt Kara Huber. Geschichten über Kirchen haben manchmal nichts mit Religion zu tun und manchmal nur am Rande, wie im Falle des im Dreißigjährigen Krieges gestorbenen Schwedenkönigs Gustav Adolf, der bei seiner Überführung nach Wolgast am 18. Dezember 1632 in der Bernauer Stadtpfarrkirche aufgebahrt wurde.

Kara Huber, die eine evangelische Grundschule in Potsdam leitet, verfasste neben der Einleitung nur diesen ersten Beitrag über die Bernauer Stadtpfarrkirche selbst. Zeilen über die Kirche Wulfersdorf lieferte beispielsweise der Schriftsteller Günter de Bruyn. Über die Friedenskirche in Potsdam-Babelsberg schrieb Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Er erinnert dabei an die Babelsberger Pfarrer, die in der Nazizeit zur Bekennenden Kirche hielten, das Hitlerregime ablehnten und verhaftet wurden.

Dass der Fürstenwalder Dom bei ihm Kindheitserinnerungen auslöse, verriet Platzecks früherer Innenminister Jörg Schönbohm (CDU). Zu den 30 Hütern des Doms gehört Günter Obst. Etwa 20 000 Besucher pro Jahr zählt der Fürstenwalder Dom. Mit manchen spricht Günter Obst auch über die kirchlichen Möglichkeiten in der DDR. Er räumt dann Vorurteile aus und berichtet, »wie unter diesen eingeschränkten Bedingungen die Liebe zur Gemeinde und die Treue zum Glauben nicht erschüttert wurden«.

Mehr als 1400 Kirchen gibt es im Land Brandenburg. Über 260 Vereine kümmern sich um den Erhalt. Oft wird der Vorwurf laut, die DDR habe etliche Gotteshäuser verkommen lassen. Tatsächlich sind gerade in Brandenburg viele in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zerstört worden und der junge Staat sah sich nicht in der Lage, alle sofort wieder aufzubauen, manchmal wollte er es auch gar nicht. Immer fehlte Baumaterial und die Errichtung neuer Wohnungen galt als dringlicher.

Auch heute droht noch etlichen kleinen Kirchen der Verfall. Oft mangelt es an den Christen, die solche Kirchen benötigen würden. Da ist es ein Segen, wenn sich andere Nutzungen finden, etwa als Veranstaltungssaal oder als Bibliothek. So können einige architektonisch wertvolle Kirchen gerettet werden. Selten entsteht eine neue Kirche wie die von Neu-Horno. Die alte Kirche musste wie das alte Dorf Horno dem Braunkohlentagebau weichen. Der Bildband lebt von hervorragenden Fotos. Gemacht wurden die Aufnahmen von Wolfgang Reiher und Leo Seidel.

Kara Huber (Hrsg.): »Kirchen in Brandenburg und ihre Hüter«, Prestel Verlag, 176 Seiten (geb.), 29,95 Euro

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