Sieger im Derby ist Berlin

Union will an das 1:1 im Stadtduell anknüpfen, Hertha einiges verändern

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Richtig beliebt sind englische Wochen bei Fußballtrainern nicht. Spieltage unter der Woche lassen nur wenig Zeit für Regeneration, Training und taktische Einstellung auf den Gegner. Manchmal kommen sie aber doch ganz gelegen. »Eigentlich ist es ganz gut, dass es gleich weiter geht«, sagt Union Berlins Trainer Uwe Neuhaus nach dem 1:1 im Derby gegen Hertha BSC. »Wir wollen die Leidenschaft, die wir gezeigt haben, gleich mitnehmen nach Osnabrück.«

Die Einsatzfreude, mit der die Köpenicker die favorisierten Gäste aus Charlottenburg in der mit knapp 19 000 Zuschauern ausverkauften »Alten Försterei« überraschten, zermürbten und an die Wand spielten, »soll keine Eintagsfliege sein«, fordert Neuhaus vor dem Auswärtsspiel am Mittwoch.

Auch Herthas Trainer Markus Babbel ist froh, dass sich seine Mannschaft nach dem blassen Auftritt gleich wieder rehabilitieren kann. »ich habe den Jungs klar gemacht, dass dies ein Warnschuss war.« Gegen den Karlsruher SC morgen Abend im heimischen Berliner Olympiastadion soll sein Team wieder aggressiver zu Werke gehen. Ganz anders als in Köpenick, wo man sich trotz des frühen Treffers durch Peter Niemeyer (2. Minute) den Schneid abkaufen ließ. »Die haben uns gezeigt, wie man kämpft. Wir haben uns die Butter vom Brot nehmen lassen«, sagte Niemeyer. »Wir sind bis zur letzten Minute nie richtig ins Spiel gekommen«, monierte Babbel nach der Partie.

»So kurios es klingt, aber das frühe Gegentor war ganz gut, um die richtige Intensität aufzubauen«, meinte hingegen Neuhaus. Vieles, was bei Union in den ersten Spielen nicht geklappt hatte und vor dem Duell mit Hertha angesprochen wurde, sei aufgegangen – »außer dem Ergebnis«. Nach zahlreichen ausgelassenen Chancen schaffte Santi Kolk zehn Minuten vor Schluss nur noch den Ausgleich für die Gastgeber. »Wir haben Hertha beherrscht und hätten mehr verdient gehabt«, sagte Björn Brunnemann.

»Wenn man nicht gewinnen kann, darf man nicht verlieren«, versuchte Babbel auf seine Weise noch Positives zu erkennen. »Union hat sich das verdient«, gab Herthas Trainer nach dem Remis zu, das auch der Stimmung beim vorher hochgepeitschten Derby gut bekam. Bis auf ein paar Unverbesserliche im Gästeblock, die ihre eh schon beschränkte Sicht auf das Stadtduell mit Rauchbomben vernebelten und so für eine kurze Unterbrechung der Partie sorgten, wurden beide Rivalen friedlich gefeiert und angefeuert.

Gewinner des ersten Pflichtspiels zwischen Union und Hertha seit 60 Jahren war die Stadt. »Die Stimmung war sensationell«, meinte Herthas Verteidiger Christian Lell. »So stelle ich mir ein Derby vor«, ergänzte Trainer Babbel und auch sein Gegenüber war beeindruckt von der Partie. »Das war schon ein besonderes Spiel«, sagte Uwe Neuhaus. »Aber jetzt ist auch erstmal gut für ein halbes Jahr.« Schließlich geht es in der Saison um mehr, als nur um die Stadtmeisterschaft. Für beide.

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