Kür mit Aktueller Kamera

Kathrin Schülein und ihre Compagnie art changé

  • Kilian Klenze
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenige Schritte nur vom S-Bahnhof Adlershof bietet das Tanz- und Pilatesstudio art changé sein Kursprogramm an. »Haus S 5« hieß der 1952 errichtete Zweigeschosser, heute das einzige noch erhaltene Fernsehstudio aus DDR-Zeiten. Seit 2008 darf Leiterin Kathrin Schülein einen Teil des denkmalgeschützten Gebäudes als Unterrichts- und Probenort nutzen.

Geprobt wurde auch früher schon in dem 190 Quadratmeter großen Saal im ersten Stock. Er diente einst dem Experiment dessen, was im Theater hinter der jetzigen Spiegelwand für das Fernsehen aufgezeichnet wurde. Dort liefen Opernaufführungen, bisweilen live in den Sender übertragen, ehe hier die Aktuelle Kamera ihren Sitz nahm. Das Theater ist zwar reanimierbar, wäre aber im Unterhalt zu teuer, seufzt Schülein.

Versenkung und Schnürboden funktionieren noch; der Nebentrakt, in dem ranghohe Politiker für ihren TV-Auftritt geschminkt wurden, liegt indes brach. Leben bringen in das Haus mit dem pflanzenübersäten Aufgang tanzbesessene Kinder ab 6 Jahren. Fundiert werden sie von der Leiterin und ihrem Lehrerteam ausgebildet. Acht Jahre besuchte Kathrin Schülein die Palucca Schule Dresden, tanzte dann in Dessau und am Metropol-Theater Berlin.

Als dort nach der Wende die Situation kompliziert wurde, sagte sie dem Tanz ade, baute einen TV-Fundus zum Kino Casablanca um – bis die Liebe zum Tanz sie wieder anwehte. In einem kleinen Studio begann 2004 ihr neues Leben als Tanzpädagogin. Mit einem Studium in Dramaturgie und Regie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« im Gepäck wagte sie 2008 den Umzug ins größere Objekt.

Erste Anfragen für Choreografien gaben alsbald die Richtung vor: Mit ihren Tänzern, einige ehemalige Kollegen oder Absolventen staatlicher Schulen, formierte sie die Compagnie art changé, die auf mehr als »nur« Tanz zielt. Legt der Unterricht nach der Pilates-Methode mit seinen 75 Teilnehmern die finanzielle Basis, ist die Compagniearbeit die »Kür«.

Seit 2006 hat Schülein in Frank Hollmanns Symphonic Pop Orchestra ihren musikalischen Partner gefunden. Der einstige Solopianist, Arrangeur und Komponist am Friedrichstadtpalast scharte 60 Spitzenmusiker um sich und ergänzte sie durch die Symphonic Pop Voices, die »a cappella Boygroup« muSix – und die Compagnie art changé. »Geh deinen Weg« heißt ein Musical nach berühmten Filmmusiken, das gemeinsam einstudiert wurde und erst kürzlich Premiere hatte.

Im Admiralspalast stellt sich die Mannschaft um Sängerin Marion Pagels nun mit einer anderen Produktion vor: »Die grandiose Nacht des Symphonic Pop« verzaubert zwei Stunden lang mit Musik und Tanz sowie anspruchsvoller Lichtshow. In mitreißendem Sound erklingen Songs von Lionel Richie, Kate Bush, Queen oder Barbara Streisand ebenso wie Klassiker aus der Filmmusik.

25.9., 20 Uhr, Admiralspalast

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