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Viel Arbeit für die Sekundarschulen

Bildungssenator diskutierte mit Wissenschaftlern über die ersten Schulwochen nach der Reform

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich kann noch keine Bilanz ziehen und bezweifle, dass man es nach vier Jahren kann«, sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) bei einer Podiumsdiskussion in der Aula der Max-Taut-Schule. Die Wochenzeitung »Die Zeit« lud ihn, ausgewählte Bildungssoziologen und Schulleiter am Dienstagabend in das Oberstufenzentrum in Lichtenberg ein, um über die Einführung der Sekundarschule in Berlin zu diskutieren.

Senator Zöllner trat selbstbewusst vor die etwa 80 Zuhörer: »Ich bin stolz darauf, dass die Einführung so unaufgeregt gelaufen ist und dass es in Berlin keinen fundamentalistischen Glaubenskampf gegeben hat.« Auch alle weiteren Redner äußerten ihr Erstaunen, dass die Stadt ohne größere Proteste auf ein zweigliedriges Schulsystem umgestiegen ist.

Jutta Allmendinger, Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität, lobte die Möglichkeit, an der Sekundarschule alle Bildungsabschlüsse ablegen zu können, auch das Abitur. Wie sie fordern Klaus Hurrelmann, Leiter der neuen Shell-Jugendstudie, sowie Ludger Wößmann, Professor für Bildungsökonomie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, aber noch mehr Autonomie für die Schulen in finanziellen Belangen, um Konkurrenz und Wettbewerb aufzubauen.

Zur Diskussion wurden neben den Wissenschaftlern auch von der Reform betroffene Schulleiter eingeladen. Für Regina Mayer, die Leiterin der Max-Taut-Schule, stellt die Zusammenarbeit mit anderen Sekundarschulen für das »duale Lernen« eine große Herausforderung und »sehr viel Arbeit« dar. Doch vor allem die zu diesem Schuljahr fusionierten Schulen müssen die Integration einer viel heterogeneren Schülerschaft erst noch verarbeiten.

»In der Schule herrscht helle Aufregung, aber im positiven Sinne«, erklärte Detlev Pawollek. Der Leiter der Neuköllner Röntgenschule setzt sich zum Ziel, die Zahl der Schulabbrecher zu halbieren, und die Zahl derjenigen, die in eine Ausbildung gehen, zu verdoppeln.

Während die Sekundarschulen nun besonders gefördert werden, verlangt die Schulleiterin des Steglitzer Beethoven Gymnasiums, Gunilla Neukirchen: »Die Gymnasien dürfen nicht hinten runter fallen.« Denn das Gymnasium solle weiter für »den Erhalt und die Weitergabe der deutschen Kultur« von Bedeutung sein. Zöllner entgegnete, dass sich auch die Gymnasien profilieren können, wenn sie ab dem kommenden Schuljahr weitaus mehr Schüler als bisher selbst auswählen können.

Da auf dem Podium keine Schüler oder Eltern vertreten waren, blieb verborgen, wie sie in den neuen Schulen zurecht kommen.

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