Wowereit lässt sich S-Bahn erklären

Besuch in der Betriebswerkstatt Grünau bringt keine neuen Erkenntnisse über Ende der Krise

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Regierende beim Ultraschall
Der Regierende beim Ultraschall

Es ist »noch gar nicht so lange her«, da ist Klaus Wowereit (SPD) mit der S-Bahn gefahren. Meistens passiert das am Wochenende, »da ist sie natürlich nicht so voll.« Gestern war kein Wochenende, aber der Regierende Bürgermeister erlebte die S-Bahn-Probleme trotzdem hautnah. In der Betriebswerkstatt Grünau war er gewissermaßen direkt in der Problemzone, dort, wo die anfälligen Radscheiben, Achsen und Bremsanlagen wesentlich häufiger als vor Ausbruch der S-Bahn-Krise geprüft werden müssen.

Wowereit weiß jetzt, dass eine Ultraschallsonde ungefähr eine Viertelstunde braucht, um eine S-Bahn-Achse auf Risse oder andere Schadstellen zu prüfen. Alle 14 Tage ist dies fällig, ebenso das Prüfen der Radscheiben mittels Wirbelstromtechnik. Aber es gibt 4000 Achsen und 8000 Radscheiben. Ab Ende des Monats soll der Tausch gegen festere Radsätze beginnen und Ende 2011 abgeschlossen sein, dann können die Bahnen wieder mehr fahren als in der Werkstatt herumstehen. Das Eisenbahnbundesamt habe sein O.K. für die Aktion signalisiert, es fehle nur der Stempel, meinte S-Bahn-Chef Peter Buchner.

Wann die S-Bahn wieder mit mehr Zügen unterwegs sein wird, konnte Buchner auch dem Regierenden nicht sagen. Der zeigte sogar ein wenig Verständnis. »Wir sehen hier, was alles getan werden muss zur Verbesserung der Sicherheit. Das ist ein sehr komplexer Vorgang.« Aber besser werde es auf jeden Fall, prophezeite er, »doch ob es auch optimal wird, können wir noch nicht sagen«. Aufklärung erwartet er von Bahnchef Rüdiger Grube, der zum Jahresbeginn angekündigt hatte, dass die S-Bahn Ende 2010 wieder zum Normalfahrplan zurückkehren wird. Buchner wollte dagegen gestern nicht ausschließen, dass das derzeit eingeschränkte Angebot mit rund 420 Viertelzügen auch den Winter über nicht aufgestockt werden kann. Damit fehlen 80 Züge, um Grubes Versprechen einzulösen und auch die stillgelegten Linien S 85 und S 46 wieder in Betrieb zu nehmen.

Unterdessen hat die Bahngewerkschaft Transnet an die SPD appelliert, eine Teilausschreibung der S-Bahn oder eine teilweise Übernahme durch die landeseigene BVG zu verhindern. »Eine Zerstückelung des Verkehrsnetzes wäre der Anfang vom Ende der S- Bahn«, schrieb der Berliner Transnet-Chef Klaus Just in einem Offenen Brief an die SPD-Abgeordneten und Kreisbüros. Die Sozialdemokraten wollen am 13. November auf einem Landesparteitag über die Zukunft der S-Bahn beraten.

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