Projekt zur Vermeidung von Fluglärm verschoben
Kein Probebetrieb im Rhein-Main-Gebiet, keine Planung für BBI
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) macht sich zur Zeit höchst unbeliebt. Nicht nur in und rings um die Hauptstadt bringt sie wegen der Flugrouten für den neuen Airport BBI Zehntausende gegen sich auf. Auch im Rhein-Main-Gebiet ist das bundeseigene Unternehmen dabei, Gemeinden zu verärgern. Doch, so schwört die DFS, ist sie gar nicht schuld daran.
Für mehr Bürgerruhe
Alles hatte fast schon gemeinschaftlich begonnen. Im Juni diesen Jahres stellte man ein Sieben-Punkte-Programm gegen Fluglärm vor. Dazu gehört die Einführung des sogenannten Segmented Approach. Bei diesem Anflugverfahren bewegen sich landende Flugzeuge zunächst nicht – wie bislang üblich – in gerader Linie auf den Flughafen zu. Sie sollen in Frankfurt stattdessen südlich der Anfluggrundlinie geführt werden und erst bei etwa fünf nautischen Meilen (das sind rund neun Kilometer) vor dem Aufsetzpunkt auf den Landekurs einschwenken. Zur Orientierung nutzen die Flugzeugbesatzungen anstelle des bislang gebräuchlichen Instrumentenlandesystems (ILS) die Signale des Satellitensystems GPS.
Der segmentierte Anflug soll genutzt werden, um Ortschaften, die in einer Entfernung von mehr als fünf Meilen vom Flughafen unter der Anfluggrundlinie liegen, von Fluglärm zu entlasten. So könnten beispielsweise die Siedlungszentren von Mainz, Offenbach und Hanau umflogen werden. Zusätzlich spart man Kerosin und möglicherweise auch Zeit. Zunächst wollte man Segmented Approach zwischen 23 und 5 Uhr testen. 25 bis 30 Prozent aller in dieser Nachtzeit einfliegenden Maschinen könnten einbezogen werden.
Ursprünglich war der 16. Dezember diesen Jahres für den Beginn des Probebetriebes im Rhein-Main-Gebiet vorgesehen. Doch daraus wird nun nichts werden. Als Grund gibt die Flugsicherung an, dass das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) noch Zeit zur Prüfung braucht. Schließlich handelt es sich um das erste derartige Projekt in Deutschland.
Da das Anflugverfahren in Frankfurt am Main zusammen mit zwei weiteren Maßnahmen als Teil des Pakets zum aktiven Schallschutz eingeführt werden sollte, ist nun das ganze Paket in Gefahr. Viel versprach man sich beispielsweise von einer vertikalen Optimierung der Abflugverfahren. Beim Starten entwickeln die Flugzeugtriebwerke ihre volle Leistung. Leistung aber bedeutet – trotz aller Neuerungen beim Triebwerksbau – Lärm.
Die Lösung ist simpel. Man führt auf den ersten sechs Meilen nach dem Abheben ein Art Tempo-30-Zone ein. Und zwar ohne die Triebwerksleistung zu drosseln. Das führt dazu, dass die Jets ihre Kraft einsetzen, um Höhe zu gewinnen. Je höher die Maschinen umso weniger Lärm kommt auf dem Boden an. Zudem wird überlegt, Startbahnen und Abflugstrecken tageweise zu wechseln, um so für die geplagte Anwohnerschaft Ruhepausen zu erreichen.
DFS in Erklärungsnot
Die Flugsicherung bestätigt, dass die neuen Start- und Landeverfahren ein Stück Zukunft sind. Warum sie jedoch bei der Projektierung von des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg-International keine Rolle spielen, konnte (oder wollte) man bei der DFS nicht erklären.
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