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Hauptschule hat ausgedient

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Sie sind junge Menschen ohne Perspektiven: Etwa 60 000 Jugendliche verlassen jedes Jahr in Deutschland die Schule ohne einen Abschluss. Überwiegend handelt es sich dabei um gescheiterte Haupt- oder Förderschüler, die dann meist als nicht ausbildungsfähig gelten und kaum eine Chance auf einen Arbeitsplatz haben.

Weil Wirtschaftsvertreter gebetsmühlenartig einen drohenden Fachkräftemangel beschwören, will die Politik nun dringend verhindern, dass dieses wertvolle Humankapital brach liegt. Ende November nahmen 500 Bildungslotsen im Auftrag des Bundesbildungsmnisteriums ihre Arbeit auf, um lernschwache Jugendliche beim Schulabschluss zu unterstützen und durch die Vermittlung von Praktika bei der Berufsfindung zu helfen. 500 weitere werden im kommenden Jahr hinzukommen und die Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit ergänzen. Laut Bildungsministerin Annette Schavan sollen bis zum Jahr 2014 rund 30 000 Schüler an Haupt- und Förderschulen von dem Sonderprogramm profitieren.

Zwar ist es erfreulich, wenn einigen Problemschülern durch diese Maßnahmen tatsächlich geholfen werden kann, eine Beschäftigung zu finden. Sinnvoller wäre es jedoch, das für ungleiche Bildungschancen und schwache Schulleistungen an Hauptschulen ursächliche dreigliedrige Schulsystem, das zumindest durch Schulreformen in Hamburg, Berlin und Schleswig-Holstein zu bröckeln beginnt, infrage zu stellen. Eine Studie der Bundeszentrale für politische Bildung hatte nämlich vor drei Jahren ergeben, dass 16 Prozent aller Hauptschulen Problemschulen mit einem sehr niedrigen Leistungsniveau waren. Weil sich dort verhaltensauffällige und lernschwache Jugendliche konzentrierten, war ein geregelter Unterricht teilweise unmöglich. Würde die frühe Segregation im deutschen Schulsystem dagegen flächendeckend abgeschafft und länger gemeinsam gelernt – die meisten Bildungslotsen wären schon bald überflüssig.

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