Puccini-Ausstellung

Lebemann und Seelenkenner

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwanzig Schautafeln führen liebevoll durch Leben und Werk des Großmeisters der »kleinen Dinge«, wie Giacomo Puccini seine musikalischen Ambitionen umriss. Die Ausstellung entstand zum 150. Geburtstag des 1858 in Lucca geborenen Komponisten und widmet sich besonders den Beziehungen zu seiner Heimatstadt. In erweiterter Form wanderte sie rund um die Welt, von Argentinien bis China, und macht nun an der Universität der Künste Station. Was man dort erfährt, festigt das Bild vom liebenswürdigen Lebemann und sensiblen Seelenkenner.

In Lucca, als Spross einer Familie aus Musikern über fünf Generationen, lernte er Geige, errang im Orgelkurs den 1. Preis. Die Augen für seine Bestimmung öffnete ihm indes Giuseppe Verdi, als Puccini, kaum 20, in Pisa eine Aufführung von »Aida« besuchte. Ein Stipendium sicherte ihm das Studium am Konservatorium in Mailand, wo Amilcare Ponchielli, Komponist der berühmten »Gioconda«, sein Lehrer und Freund wurde.

Puccinis Einstieg in die Welt der Oper begann mit einem späten Nachklang an die Ära der Romantik: »Le Villi« als später umgearbeitete Ballettoper erlebte ihre Uraufführung 1884 in Mailand und verhandelt eine ähnliche Story wie »Giselle«. Im Vier-Jahres-Zyklus folgten weitere Werke: auf den schwächelnden »Edgar« dann »Manon Lescaut«, »La Bohème« als Reminiszenz auch an die eigene Studentenzeit, »Tosca«, »Madama Butterfly« in Reaktion auf das europaweit erwachte Interesse an Orientalismen und schließlich »La fanciulla del West«, uraufgeführt 1910 in New York mit Enrico Caruso und Emmy Destinn in den Hauptrollen – eine grelle, tränenselige Geschichte aus dem Goldgräbermilieu. Das Meisterwerk »Turandot« hinterließ der an Kehlkopfkrebs 1924 Verstorbene unvollendet.

Die Geschichte um jene chinesische Prinzessin taucht in der Ausstellung schon nicht mehr auf, hatte sie doch keinen direkten Bezug zu Lucca. Was man reichlich sehen kann, sind reproduzierte Zeugnisse aus dem Lebensalltag: Giacomos Taufschein, Fotos der fünf Schwestern, des jung verstorbenen Bruders und der Eltern, einen Brief des Studienkollegen Pietro Mascagni zum Tod des Bruders. Ebenso erste eigenhändige Notenschriften, Briefe an Freunde und Familie, Deckblätter für Libretti und Partituren, Werbezettel für Aufführungen, Szenenfotos, Entwürfe für Bühne und Kostüme, all dies fein gefügt und beschriftet.

Dass die Reihenfolge der Tafeln nicht kenntlich gemacht wurde, gereicht der Exposition zum Nachteil; ihr Vorteil für Berlin ist die zusätzliche Tafel, die Puccinis Verhältnis zur deutschen Hauptstadt beleuchtet. »Ich bin in Berlin«, schreibt er bereits 1892 auf einer Karte. Mehrere Monate überwachte er später die Inszenierung seines »Mädchens aus dem Goldenen Westen«, mit dem 1913 das Deutsche Opernhaus, Vorgänger der Deutschen Oper, eingeweiht wurde.

Wie populär der Italiener hier war, zeigen eine Karikatur, die ihn als miedergeschnürte, Karten spielende Minnie – Hauptfigur der Oper – darstellt; das Gruppenfoto vom Galabankett zu seinen Ehren oder eine in Berlin edierte Postkarte mit seinem Konterfei. Wie verbreitet Puccinis Werk heute ist, damit schließt die über Leihgaben sehr persönlich gehaltene Ausstellung. Die aktuelle Weltkarte an Aufführungsorten dürfte sehr umfänglich sein.

Bis 17.12., Mo.-Fr. 10-17 Uhr, Universität der Künste

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