»Uns haben sie vergessen«

Das karibische Haiti hat ein Jahr katastrophaler Extreme hinter sich

  • Hans-Ulrich Dillmann, Port-au-Prince
  • Lesedauer: ca. 7.0 Min.

In der an Katastrophen wahrlich nicht armen Geschichte Haitis nimmt das Jahr 2010 eine besondere Stellung ein. Dem Erdbeben im Januar folgten im letzten Jahresdrittel eine Cholera-Epidemie und chaotische Wahlen. Für einen Großteil der Bevölkerung geht es nach wie vor ums Überleben.

Auch fast ein Jahr nach dem Erdbeben sind die Aufräumarbeiten noch voll im Gang.
Auch fast ein Jahr nach dem Erdbeben sind die Aufräumarbeiten noch voll im Gang.
Stefanie Gilleaume schüttelt nur ungläubig den Kopf und klatscht in die Hände »Was hier passiert ist?« Dann beginnt sie gemeinsam mit ihrer Cousine lauthals über eine solche Frage zu lachen. »Nichts, wirklich überhaupt nichts. Die dicken Fahrzeuge der Hilfsorganisationen fahren jeden Tag hier vorbei, Hilfe haben wir nur am Anfang bekommen. Jetzt gibt es noch nicht einmal mehr kostenlos Trinkwasser.«

Seit dem 13. Januar lebt die inzwischen 18 Jahre alte Schülerin im provisorischen Zeltlager. Unter der zeltartig gespannten Plane drängen sich auf einer Fläche von vielleicht gerade zwei mal zweieinhalb Metern ihre Mutter, ihre Schwester, ihr Bruder und zwei Cousinen. In dem kleinen Wäldchen direkt am Flughafenzubringer haben sich ein paar Tausend Menschen angesiedelt. Wie viele es wirklich sind, weiß niemand.

Ein alltägliches Leben in Provisorien

Im April, drei Monate nach dem Erdbeben am 12. Januar, stand Stefanie Gilleaume noch der Schre...


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