Fallpauschale ab 2003, OP-Katalog kein Dogma

Krankenhausplan wird überarbeitet/Wegfallende Bettenzahlen noch unklar

Bilder von frisch operierten Patienten, die vom Chirurgenmesser direkt ins heimische Bett abgeschoben werden, drängen sich nach so manchen Presseberichten über die neue Krankenhausplanung vor das geistige Auge. Die Idee ist, durch mehr ambulante Operationen Betten einzusparen. Das ruft Verunsicherung hervor. Bis Oktober soll die Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz den bestehenden Krankenhausplan von 1999 aktualisieren, der dann bis 2005 gilt. Aus diesem Plan ergeben sich die finanziellen Landeszuweisungen an jedes Krankenhaus der Stadt. Dass Betten abgebaut werden müssen, steht fest, nur noch nicht, wie viele. Roswitha Steinbrenner, Pressesprecherin der Senatsverwaltung, dazu: »Der neue Klinikplan geht von den Leistungen der einzelnen Krankenhäuser aus und wird in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer, den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Gewerkschaften erstellt.« Dazu erfasse man derzeit die benötigten Daten darüber, welche Abteilungen welche Patientenfälle behandeln. Ein großes Einsparpotenzial steckt in der Vergütungsreform. Bisher bekamen die Krankenhäuser die tagesgleichen Pflegesätze, das heißt pro Tag, den der Patient im Krankenhaus lag, bezahlten die Kassen eine bestimmte Summe. Das soll wegfallen, dafür gibt es dann so genannte Fallpauschalen. »Zurzeit werden alle Kosten der einzelnen Krankheitsfälle erfasst. Aus den Durchschnittswerten wird dann ein Preis-Katalog zusammengestellt«, erläuterte Martin Schölkopf von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Vor der Kosteneinsparung bei den Krankenkassen stehe jedoch die Sicherstellung einer guten Versorgung der Patienten, betonte er. Ab 2003 beginnt die Übergangsphase zum neuen System, bis 2007 soll das alte komplett ersetzt sein. Als weiteren Sparvorschlag haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die DKG eine Liste von Operationen zusammengestellt, die nicht unbedingt stationär behandelt werden müssen. Das heiße nicht, dass sich der Arzt strikt daran zu halten habe und sich ein 80-Jähriger nach einer Leistenbruchoperation nach Hause quälen müsse, betonte Roswitha Steinbrenner. Natürlich könnten die Ärzte individuell entscheiden, wie zu verfahren sei. Der ambulante OP-Katalog sei ein Vorschlag und kein Dogma. Bei der Berliner Ärztekammer ist man prinzipiell dagegen, verstärkt ambulant zu operieren. Man könne Patienten nicht nach Katalog behandeln, sagte deren Präsident Günther Jonitz gegenüber der »Berliner Morgenpost«. In der Ärztekammer kritisierte man weiter, dass der Krankenhausplan nur auf ökonomischen Zahlen basiere. In Berlin seien die Menschen kränker als in anderen Regionen, weil es eine Großstadt sei und viele alte Menschen hier leben, so ein Mitglied der Kammer. Hinzu komme, dass in Berlin 20 Prozent aller HIV-Positiven Deutschlands behandelt werden. Solche Fakten würden nicht beachtet, bemängelte man in der Ärztekammer. Der Bettenabbau müsse aber auf dieser Grundlage errechnet werden. Charité-Chef Bernhard Motzkus sieht nach der Einführung der Fallpauschale und der Umsetzung des OP-Kataloges mindestens 5000 Krankenhausbetten leer stehen. Das deckt sich mit der zahlenmäßigen Forderung nach Bettenabbau von den Krankenkassen-Managern. Würde das tatsächlich so kommen, müsste das ein oder andere Krankenhaus seine Türen dicht machen. Davon wollte der Staatssekretär für Gesundheit, Herrmann Schulte-Sasse, noch nichts hören. In einem Interview sagte er, dass man in erster Linie über die Krankenhausleistungen, nicht über die Bettenzahlen reden sollte. Ganze Häuser müssten sicher nicht schließen. Mit mehr ambulanten Behand...

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