Nächster Not-Notfahrplan

S-Bahn nur noch mit Tempo 60 / Gewinn soll sprudeln

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

S-Bahn-Fahrgäste müssen wieder mehr Geduld aufbringen: Ab kommendem Montag wird das Angebot erneut eingeschränkt, besonders betroffen sind die Verbindungen ins Umland. Züge nach Potsdam und Spandau fahren ab 24. Januar nur noch alle 20 Minuten, nach Hennigsdorf sogar nur alle 30 Minuten.

Auf dem Ring sind die Züge der Linien S 41 und S 42 wie schon während des Schneechaos durchgehend nur noch alle zehn Minuten unterwegs, die S 9 von Schönefeld fährt nur bis zur Greifswalder Straße und nicht bis Pankow. Der Zehn-Minuten-Takt auf der S 1 zwischen Frohnau und Wannsee bleibt. Die S 25 wird geteilt: Zwischen Teltow Stadt und Gesundbrunnen bleibt der 20-Minuten-Takt, nach Hennigsdorf geht es dann nur alle 30 Minuten weiter.

Hintergrund ist, dass die S-Bahn ihr Höchsttempo von 80 auf 60 Stundenkilometer drosselt, aus Sicherheitsgründen und um einen verlässlicheren Fahrplan auch unter Winterbedingungen bieten zu können. Dadurch verlängern sich die Fahrzeiten zwischen Innenstadt und Außenbezirken um bis zu zehn Minuten, im City-Bereich dagegen kaum. Das Tempo-Limit ist eine Folge der Bremsprobleme. Weil bei großer Kälte die Besandungsanlagen einfroren, durften die Züge nur noch Tempo 60 fahren.

Dieser neue Notfahrplan soll zunächst bis zum 27. Februar gelten, die detaillierten Daten stehen ab Mittwoch im Internet zur Verfügung (www.s-bahn-berlin.de). Die BVG hat darauf hingewiesen, dass die Busanschlüsse an den Bahnhöfen auf die verlängerten Fahrzeiten nur in wenigen Fällen angepasst werden können. S-Bahn-Chef Peter Buchner hat unterdessen noch einmal bekräftigt, dass die Fahrgäste entschädigt werden. »Es geht darum, sich zu entschuldigen, und das nicht nur mit Worten zu tun, sondern auch mit Geld.« Bis zum 31. Januar werde die Bahn Details nennen.

Trotz der Millionenverluste, die die S-Bahn derzeit einfährt, plant der Mutterkonzern Deutsche Bahn schon schon wieder mit Gewinnen aus dem S-Bahn-Betrieb. Laut mittelfristiger Finanzplanung, die allerdings noch vor dem Winterchaos beschlossen wurde, sollten sie im Jahr 2015 bereits 61 Millionen Euro betragen, wie aus einem Medienbericht hervorgeht. Dies dürfte jetzt aber nicht mehr zu halten sein. Bahnchef Rüdiger Grube hatte im Abgeordnetenhaus behauptet, mit der S-Bahn bis 2017 »keinen einzigen Euro« zu verdienen.

Inzwischen geht die Bahn rechtlich gegen den einstigen Arbeitsdirektor der S-Bahn (1996 bis 2002), Ernst-Otto Constantin, vor, der in einem offenen Brief die Sparvorgaben als Ursache der Krise benannt hatte (ND berichtete). Der Konzern fordert die »Unterlassung der nachweislich falschen Aussagen«.

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