Spekulation mit Agrarland
Investitionsboom befeuert Hunger im Süden
In Zeiten unsicherer Finanzmärkte setzten viele Investoren auf Agrarland. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind Goldesel, nicht nur für große Agrarkonzerne, sondern auch für private und staatliche Anleger. Auf der anderen Seite stehen weltweit Millionen Hungernde – 70 Prozent von ihnen kleine Bauern. Hätten sie Zugang zu Krediten, Märkten und Land, wäre ihre Ernährung gesichert.
Seit der letzten Ernährungskrise, die mit Rekordpreisen für Grundnahrungsmittel den Hunger in die Höhe trieb, sind die Preise weiter gestiegen. 2010 kletterten die Weizenpreise um 47 Prozent, die Maispreise in den USA um mehr als 50 Prozent und die Sojapreise um 34 Prozent. Das US-Unternehmen Cargill, der weltgrößte Agrarkonzern, konnte seine Gewinne zuletzt verdreifachen. In den Monaten September bis November 2010 generierte der Marktführer 1,49 Milliarden US-Dollar.
Derweil lässt sich der Hunger nicht besiegen. Das Grundproblem hat sich gehalten. »Hunger ist nicht etwa eine Folge von Produktionsengpässen, sondern eine Frage der Verteilung«, betont Anuradha Mittal vom Oakland Institute, einer US-amerikanischen Denkfabrik. Schon 2008 habe trotz Rekordernte bei Weizen eine Milliarde Menschen gehungert. Mittal beschreibt den Agrarmarkt als System, das in erster Linie Gewinne produziert, nicht aber Menschen ernährt. Es gebe keine ernst zu nehmenden Überlegungen zur Regulierung des Handels und der Ernährungssicherung. Stattdessen drängten die Weltbank, die Welthandelsorganisation und andere multilaterale Organisationen auf Produktionssteigerungen und Handelsliberalisierung. Dieses Rezept habe schon Afrika die Ernährungssicherheit genommen. En gros exportiere der Kontinent Baumwolle, Kaffee und Schnittblumen, während die Menschen hungerten.
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