Berlin für Tropennächte fit machen

Stadtentwicklungssenatorin legte Plan zur klimafreundlichen Gestaltung der Stadt vor

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Folgen des Klimawandels werden zunehmend auch die Berliner treffen. Bis 2050 wird die Temperatur um bis zu 2,5 Grad Celsius steigen. Vor allem im Gebiet innerhalb des S-Bahn-Rings wird es mehr heiße Tage mit über 30 Grad und mehr Tropennächte mit mehr als 20 Grad Celsius geben.

Nachdem ein Klimaschutzgesetz scheiterte, versucht der Senat diesen Trends nun mit einem Stadtentwicklungsplan Klima (StEP Klima) zu begegnen. Am Mittwoch stellte die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), die »Roadmap« vor. Oberstes Ziel sei es, die Lebensqualität für die Berliner zu erhalten und zu verbessern. Doch das Papier sei kein »fertiges Werk«, sagte Junge-Reyer. Der SteP Klima biete die Grundlage für die Diskussion von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und für Klimaschutz. Die Schwerpunkte liegen in der Gestaltung der Grün- und Freiflächen, der Verbesserung des Bioklimas in Siedlungsgebieten und dem Erhalt der Gewässerqualität.

In einem dicht besiedelten Stadtteil wie Prenzlauer Berg könnten etwa die Begrünung von Dächern und Fassaden sowie der Innenhöfe bereits zu einer Absenkung der Temperatur um zwei Grad Celsius führen. Eine Frage sei auch, wo betonierte Flächen »entsiegelt«, also wieder zu Erdboden gemacht werden können. Die großen Grünflächen, wie das Tempelhofer Feld, sollen erhalten und kleinere neu geschaffen werden. Dazu zählen auch Straßenbäume. Weiterhin soll die Regenwasserbewirtschaftung verbessert werden, um den zunehmenden Starkregen aufzufangen.

Auch ein »Aktionsplan Klima« mit zwölf Projektideen ist Bestandteil des Konzepts. Dabei handelt es sich laut Heinz Brandl von der Senatsverwaltung um »umsetzungsfähige Beispiele«, die zeigen sollen, wie verschiedene Maßnahmen in Wohn- und Gewerbegebieten wirken können. Nur wenige Projekte sind bereits angelaufen, bestätigte Junge-Reyer. Im Gewerbegebiet in Marienfelde gebe es bereits Gespräche für ein »Umweltmanagement-System«. Inwiefern etwa der Flughafen Tegel klimagerecht nachgenutzt und umgebaut wird, sei hingegen noch unklar.

»Das, was wir heut tun, führt uns in die Zukunft«, erklärte Junge-Reyer zur Dringlichkeit der Umsetzung der Maßnahmen. Die Senatorin verwies darauf, dass der SteP Klima Ziele definiert und einen »Weg des Wandels« aufzeige. Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel müssten von allen Ressorts bedacht werden. Daher werde der Plan im Februar den Bezirken vorgestellt. Doch auch auf die Immobilienbesitzer müsse zugegangen werden, um sie von der Begrünung ihrer Grundstücke und Häuser zu überzeugen, so die Senatorin.

Naturschutzverbänden geht der StEP Klima nicht weit genug. »Wenn der Plan keine Verbindlichkeit vorsieht, bleibt er nur eine nette Idee«, sagte Anja Sorges vom Berliner Naturschutzbund (NABU) gegenüber ND. Tillmann Heuser vom Bund für Natur- und Umweltschutz (BUND) Berlin fordert konkrete Aussagen zur Finanzierung der Maßnahmen. »Berlin will Klimahauptstadt sein, bleibt aber derzeit hinter diesem Anspruch zurück«, so Heuser. Der Senat müsse Mittel bereit stellen, um etwa Straßenbäume nachzupflanzen. Als »vorwiegend heiße Luft« bezeichnete der Berliner Mieterverein den Stadtentwicklungsplan am Mittwoch. Ihm fehlten Vorschläge zur klimagerechten Umgestaltung von Sanierungsgebieten und Stadtumbauquartieren.

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