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Graphikpresse

Fabulieren in Farbe

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.

Konsequent ist Anke Rische ihren Weg gegangen. Vier Jahre lang besuchte die 1971 in Berlin Geborene Förderkurse der Kunsthochschule Weißensee, wurde Bauzeichnerin mit Abitur, absolvierte ein Abendstudium an der Kunsthochschule. Ab 1991 studierte sie Malerei und Grafik an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden, diplomierte 1996 an der Kunstakademie Dresden. Ein Stipendium erhielt sie 1996, während ihrer Zeit als Meisterschülerin auch bei Max Uhlig. Mit ihm hatte sie 1998 in Düsseldorf ihre erste Gruppenausstellung, der viele folgten, vornehmlich in Berlin. Bereits ein Jahr später das Debüt als Einzelausstellerin, sechs Reprisen schlossen sich an.

Zu Anke Risches 40. Geburtstag widmet ihr die Galerie der Berliner Graphikpresse eine Ausstellung mit 43 Positionen, nach 2007 die zweite an diesem Ort. Dort zeigt die Künstlerin »Neue Berliner Bilder«, die aus den letzten drei Jahren datieren und mindestens dreierlei ausweisen: Verbundensein mit der Stadt, Leuchtkraft der Farben, Dichte der Komposition.

Mit pastosem Auftrag, wie er den einzelnen Pinselstrich nicht leugnet, hält sie, Acryl auf Leinwand, den »Blick auf Berlin« fest und meint damit ihren Teil der Stadt: die zu DDR-Zeiten oft dargestellte Sicht auf die City Ost, mit Spreebogen, Fernsehturm und den gewachsenen Gebäuden drum herum. Gern porträtiert sie Szenen ums Brandenburger Tor, wie etwa »Auf dem Pariser Platz«.

Nichts fällt allerdings naturalistisch aus, weder in Auffassung noch Farbe; Risches Fantasie führt den Pinsel und gibt den Dingen eigene Gestalt. Stets beispielsweise bevölkern ihre Bilder lang gestreckte Gestalten, die mitunter wie Figurinen eines Entwurfs für die Bühne oder eine zeitlose Mode wirken und nirgendwo individualisiert werden. Ohne eine erkennbare Physiognomie sind sie »nur« menschliches Kompositionselement und Teil einer Stadtlandschaft. Das bedeutet indes nicht Verzicht auf eine dem Menschen zugewandte Gestaltung; vielmehr scheinen Umgebung und Mensch so sehr miteinander verwachsen, dass die eine ohne den anderen nicht vorstellbar wäre.

Was Risches Bilder ebenso singulär macht, ist die urbane Dynamik, die sie darin einfängt: ob über die Kurve einer sich windenden Straße mit beidseitig ragenden Häusern; die bewusst eingesetzte Perspektive; die an den Expressionisten geschulte, ganz eigene Farbintensität.

Das großstädtische Flair der frisch bebauten Friedrichstraße mit ihren Hochhäusern und dem nächtlichen Glamour fasziniert die Malerin ebenso wie Konzertbesucher auf dem Heimgang über eine Brücke: Pink und Gelborange dominieren, ein Kastanienblatt fächelt oben ins Bild, das Licht eines Kandelabers scheint in ein Feuerwerk zu explodieren. Auch ein Paar im »Spaziergang Unter den Linden« überzieht Rische wie alles Reale mit ihrer Freude am Fabulieren in Farbe. Überm »Blick von der Berliner Schlossbrücke« auf das Denkmal des Alten Fritz ringelt sich keck eine weiße Wolke.

Gleichermaßen kompakt geben sich die kleinen Formate, etwa der besternte »Gendarmenmarkt« oder, wiederkehrendes Motiv, ein »Berliner Straßencafé«: drei Gäste sitzen draußen an Tischen, ein Mann steht, leuchtend das alles trotz der eher dunklen Farbigkeit. Zeichnungen und Collagen ergänzen eine warmherzige Exposition.

Bis 28.1., Galerie der Berliner Graphikpresse, Gabelsberger Str. 6, Friedrichshain, Telefon 42 01 24 40

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